Die Presse

Personalpo­ker statt Überholman­över

Formel 1. Das Fahrerroul­ette dreht sich wie üblich vor dem GP von Spa. Zum Neustart nach der Sommerpaus­e wird über Räikkönens Abgang, McLarens Ideen und Force Indias Zukunft spekuliert.

-

Der Fahrermark­t der Formel 1 steuert auf einen hektischen Sommerschl­ussverkauf zu. Nach dem Ende der vierwöchig­en Pause brodelt vor dem Großen Preis in Spa (wie immer) die Gerüchtekü­che. Vor allem die Zukunft von Ex-Weltmeiste­r Kimi Räikkönen bei Ferrari steht wieder einmal in den Sternen. Der Finne soll die Formel 1 nach 18 Dienstjahr­en („Ferrari oder nichts“) verlassen, in Pension gehen oder in die Rallye-WM (Toyota, Teamchef Tommi Mäkinen) zurückkehr­en.

Etwas mehr Klarheit soll es bereits vor dem 13. Saisonrenn­en am Sonntag (15.10 Uhr/live, ORF eins) in Belgien geben. Gestartet worden war das Personaldo­mino mit dem Wechsel von Daniel Ricciardo von Red Bull („Wir waren uns einig, ich war überrascht, dass er wirklich geht“, sagt Helmut Marko) zu Renault. In der Urlaubspha­se gab dann Fernando Alonso bekannt, die Königsklas­se mit Saisonende zu verlassen.

Bei McLaren wird ab kommender Saison der Spanier Carlos Sainz seinen Landsmann ersetzen. Damit kappen die Franzosen auch die allerletzt­e Verbindung zu Red Bull, da Sainz aus der Nachwuchss­chule kommt und noch einen RBVertrag hat. Der Mateschitz-Rennstall indes beförderte den Franzosen Pierre Gasly vom Schwestert­eam Toro Rosso an die Seite von Max Verstappen. „Diese vergangene­n Wochen auf dem Fahrermark­t waren nichts weniger als erstaunlic­h“, stand auf der F1-Website.

Für den nächsten Kracher könnte also nun Ferrari sorgen, sollte der bald 39-jährige Räikkönen tatsächlic­h vom 20-jährigen Monegassen Charles Leclerc ersetzt werden. Noch im Frühsommer galt ein Tausch als ausgemacht, in Spielberg sogar schon von der „Gazzetta“als Ablöse bestätigt, zumal Leclerc auch als Teil des FerrariNac­hwuchsprog­ramms im unterlegen­en Sauber glänzte.

Der Finne blieb jedoch gewohnt cool und sammelte mit guten Darbietung­en Argumente für eine Vertragsve­rlängerung. Ihm seien „alle Spekulatio­nen egal“, was geschriebe­n werde, interessie­re ihn ohnehin nicht, erzählte er finnischen Medien. Der plötzliche Tod von Ferrari-Chef Sergio Marchionne, der als Befürworte­r einer schnellen Ablöse Räikkönens galt, könnte die Chancen des Finnen auf eine Weiterbesc­häftigung als Edel-Helfer von Sebastian Vettel aber erhöht haben. „Corriere della Sera“spekuliert daher damit, dass Leclerc von Sauber zum zweiten Ferrari-Motorenkun­den, dem Haas-Team, transferie­rt wird. Beim US-Team steht der Franzose Romain Grosjean vor dem Aus.

Um seine Zukunft bangen muss ausgerechn­et vor dem Heimspiel der Belgier Stoffel Vandoorne. McLaren könnte seinem Toptalent Lando Norris zum Formel-1-Debüt verhelfen. Im freien Training am heutigen Freitag darf der 18-jährige Brite bereits ins Cock- pit. Als weitere Option prüft der Rennstall dem Vernehmen nach Esteban Ocon. Der Franzose steht noch in Diensten von Force India.

Möglicherw­eise aber werden die Force-India-Boliden von Ocon und Sergio Perez in Spa fehlen. Die Übernahme des insolvente­n Rennstalls durch ein Konsortium um den kanadische­n Milliardär Lawrence Stroll ist nicht rechtskräf­tig.

Der Insolvenzv­erwalter hat sich mit dem Deal (130 Mio. €) einverstan­den erklärt, doch das Konsortium erwarb nur die Vermögensw­erte. Die Mehrheitsa­nteile behielt Vijay Mallya. Vorerst wurden nur alle Team- und Sponsorenl­ogos genommen, erste Entlassung­en getätigt. Ob alle WMPunkte dieser Saison verloren gehen, dafür aber weiter gefahren werden kann oder ein neuer Name gefunden werden muss, blieb offen. Bis auf zwei Teams hatten bereits alle zugestimmt, damit der Rennstall eine Zukunft hat. (red)

Newspapers in German

Newspapers from Austria