Die Presse

Ein „Supercoach“für das Ausnahmeta­lent

US Open. Ivan Lendl, der schon Andy Murray ganz nach oben verhalf, widmet sich nun Alexander Zverev. Der Jungstar, 21, will die Phalanx der Altvordere­n sprengen. Seine letzte Zusammenar­beit mit einem Exprofi aber endete im Chaos.

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Die „Big Four“sind bei den US Open (ab Montag) wieder vereint, zum ersten Mal auf MajorEbene seit Wimbledon 2017. Neben Roger Federer, 37, und Rafael Nadal, 32, die sich sechs der jüngsten sieben Grand-Slam-Titel ausgemacht haben, sind auch der wiedererst­arkte Novak Djokovic,´ 31, und Andy Murray, 31, nach dessen Hüftoperat­ion zurück. Ihre Herausford­erer sind ebenfalls keine Jungspunde mehr: Marin Cˇilic´, 29, Juan Mart´ın del Potro, 29, Stan Wawrinka, 33, Kevin Anderson, 32. Der einzige Titelanwär­ter, der nicht ins Alterssche­ma passt, ist der 21-jährige Weltrangli­stenvierte Alexander Zverev. Mitfavorit ist der Hamburger vor allem, seit er Ivan Lendl an seiner Seite weiß.

Die Trainerqua­litäten des gebürtigen Tschechen, 270 Wochen die Nummer eins der Welt, acht Grand-Slam-Siege, 94 Titel, sind unbestritt­en. Zweimal coachte er Andy Murray (2012 bis 2014, 2016 und 2017), der Schotte gewann unter Lendl seine drei Major-Titel und zweimal Olympiagol­d. Lendl wurde zum Mitbegründ­er der Ära der „Supercoach­es“, als die Topspieler reihenweis­e erfolgreic­he Exprofis als Trainer engagierte­n.

Welche Rolle Lendl, 58, im Team von Zverev mit Vater Alexander, Bruder Mischa, Mutter Irina und Fitnesscoa­ch Jez Green übernimmt, wird sich in New York zeigen. Am Mittwoch wurde die Zusammenar­beit verkündet, Zverev aber hatte stets betont, sein Vater werde immer sein wichtigste­r Trainer bleiben. Nach einem Besuch bei Lendl in Florida vor einigen Wochen erklärte er: „Seine Trainingsa­rbeit ähnelt der meines Vaters: hohe Intensität, wenig Pausen, ähnliche Übungen.“

Lendl ist nicht die erste ehemalige Nummer eins an Zverevs Seite. Die Zusammenar­beit mit Juan Carlos Ferrero, 38, endete unschön. Was im Sommer 2017 vielverspr­echend begann, scheiterte sieben Monate später. Am Rande der Australian Open gab es Streit, es ging um Pünktlichk­eit, Disziplin und Respekt, gegenseiti­ge Schuldzuwe­isungen folgten.

Doch Zverev spielte eine starke Sandplatzs­aison, das Viertelfin­alAus in Paris ist sein bisher bestes Major-Resultat. Erst nach der Titelverte­idigung in Washington kas- sierte er zuletzt in Toronto (Viertelfin­ale gegen Tsitsipas) und Cincinnati (Auftaktnie­derlage gegen Haase) ein paar Rückschläg­e.

Nicht nur Lendl sieht Zverev als künftige Nummer eins. Bei den US Open soll der Durchbruch auf Major-Ebene folgen. Lendls Engagement, der 1985, 1986 und 1987 in Flushing Meadows siegte, ist diesbezügl­ich eine klare Ansage.

Ex-Schützling Murray schätzte an Lendl die Geradlinig­keit und die ruhige Art. Als er 2012 in New York seinen ersten Grand-Slam-Titel bejubelte, saß Lendl stoisch in der Box. 2016 in Wimbledon wirkte er vergleichs­weise ergriffen, musste gar eine Träne zerdrücken. Als sich die Wege der beiden trennten, erklärte Lendl, man habe viel Spaß gehabt. Die Zusammenar­beit beschränkt­e sich aber strikt auf den Tennisplat­z, auch gemeinsame Abendessen gab es so gut wie nie. „Ivan pflegt, sehr früh zu speisen“, meinte Murray einmal. (joe)

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[ Reuters ]

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