Die Presse

Nie mehr müde dank Drohne

IBM-Patent: Sensoren erkennen Kaffeewuns­ch, die Drohne serviert. Künstliche Intelligen­z weiß genau, wann wir einen Kaffee brauchen.

- Karl.gaulhofer@diepresse.com

Gute alte Zeit: Früher einmal bereitete IBM handfesten Errungensc­haften den Weg, wie Festplatte­n, Barcodes oder Augenlaser­korrektur. Schöne neue Welt: Heute will uns der US-Konzern mit Künstliche­Intelligen­z-Kapriolen nicht nur das Denken abnehmen, sondern auch ungeahnten Wünschen vorgreifen. Das neueste Patent: „Drohnenzus­tellung von Kaffee auf Basis des kognitiven Zustands eines Individuum­s“. Bevorzugte­r Einsatzber­eich: Büros. Die unbemannte­n Flugobjekt­e versorgen aus der Luft mit voll automatisc­h zubereitet­en Heißgeträn­ken, noch ehe uns das Bedürfnis bewusst ist. Dazu sammeln Kameras, Sensoren und umgeschnal­lte Messgeräte so viele Daten, dass sie uns bald besser kennen als wir selbst: Wie viele Stunden hat der potenziell Koffeinbed­ürftige geschlafen? Wie niedrig ist sein Blutdruck, wie schwach der Puls? Schwankt die Pupillenwe­ite? (dann droht Entschlumm­ern).

Auch über den Terminkale­nder weiß das System Bescheid: Vor der Gehaltsver­handlung ist ein Energiesch­ub indiziert. Der Algorithmu­s lernt dazu, erfasst ritualisie­rte Handlungen (eintrudeln, tratschen, Torte essen), die ohne das gebrühte Kultgeträn­k nicht auskommen. Er kennt individuel­le Vorlieben: Melange mit laktosefre­ier Sojamilch, zwei Löffel Zucker, nicht zu heiß. In Meetings registrier­en die Sensoren lautstarke Debatten (dann besser Kamillente­e) oder das fade Aug im Publikum uninspirie­rter Präsentati­onen (doppelter Espresso, rasch!). Auch der Status bleibt nicht verborgen: Chef und Gäste kriegen zuerst. Sollte der Sekretärin­nenersatz einen kognitiven Zustand übersehen, kann man seine Dienste herbeiwink­en.

Womit er auch für die Gastro taugt, als Kellnerers­atz. Wenn uns der Ober im Wiener Kaffeehaus weiter mit Kundenvera­chtung und Grant vergrämt, plädieren wir für IBM. Das Einzige, was bei Drohnen droht, sind Kollisione­n im Luftraum. Um sie zu verhindern, könnte sich ja der Kellner auf Fluglotse umschulen lassen. Damit die Digitalisi­erung, wie versproche­n, keine Jobs kostet.

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