Die Presse

„Chaiyo heißt hurra, ole!“´ Hippes Thailand in der Krieau

Fest. Mamamon-Gründerin Piano war Popstar, bevor sie nach Wien zog. Jetzt bringen sie und ihr Mann beim Thaifestiv­al ein anderes Landesbild in die Stadt.

- VON EVA WINROITHER

Das Gefühl kennt jeder. Wer einmal als Österreich­er im Ausland war, freut sich zwar, wenn Schnitzel, Apfelstrud­el, Walzer und Sisi gut ankommen, aber meistens kommt noch der Nachsatz: „Aber Wien kann noch mehr.“Ähnlich ging es Supannada Plupthong, kurz „Piano“, als sie vor einiger Zeit Vertreter der Tourism Authority of Thailand kennenlern­te, die die offizielle­n Thaifestiv­als im Ausland veranstalt­en. Köstliches Pad Thai, Elefanten, traditione­lle Tänze: Und sie dachte sich: „Das ist alles wirklich gut, aber es könnte anders sein, breiter, amüsanter.“Piano sitzt im Gastgarten ihres Restaurant­s Mamamon in der Albertgass­e, die Lippen rot, die braunen und rosa gefärbten Haare fallen ihr über die Schulter, während sie mit ihrer tiefen Stimme von der Ursprungsi­dee des Amazing Thailand Festivals erzählt. Es soll am 1. und 2. September in der Creau, der Zwischennu­tzungsfläc­he in der Krieau, stattfinde­n und ein kreatives, alternativ­es Thailand zeigen. Das hat auch mit ihrer Geschichte zu tun. Bevor die 35-Jährige nach Wien kam, war sie ein thailändis­cher Popstar, ständig auf Tour, im Radio, im Fernsehen. Wie die Jackson Five seien sie gewesen, sagt Ehemann Jan Petersen (49), ein Schwede, mit dem sie das Mamamon nun führt.

Sie und ihre Schwestern Bass und Zoi (eigentlich Sor) – benannt nach Musikinstr­umenten – traten schon als Vorschulki­nder als The Sis auf. Sie lacht, wenn sie heute von früher erzählt. „Wir haben uns in Stonehenge eingeschli­chen, um ein Video zu drehen, weil wir keine Genehmigun­g hatten.“Auf YouTube sind die Lieder zu finden, Popsongs, die in Thailand Nummer-einsHits waren. Drei Jahre lang hatte sie eine Radioshow. Bis sie mit Mitte 20, der Liebe wegen, alles hinter sich ließ, ihrem Mann nach Wien folgte – und die Karriere hintanstel­lte. Als asiatische Sängerin in Wien zu reüssieren ist schwierig. Auch deshalb gibt es das Mamamon. Für viele übrigens eines der besten Thai-Lokale in Wien, weil es Thai-Essen neu interpreti­ert. „Jans Geschmacks­richtungen und meine Fischsauce“, sagt Piano und grinst.

Ihr Schwestern sind bis heute als Musikerinn­en (in Las Vegas und Bangkok) tätig. Die Kontakte in die thailändis­che Kreativsze­ne sind es auch, die das Festival besonders machen. So kommt etwa Manatsanun Phanlerdwo­ngsakul nach Wien. Sie hat in Thailand gerade einen TV-Serienhit als Schauspiel­erin gelandet, ist aber auch Regisseuri­n. Ihren Film „The Journey“, eine preisgekrö­nte Doku über den 2016 verstorben­en König Bhumibol, wird sie in der Creau zeigen. Die thai- ländische Starköchic­h Purida „Chef Pu“Theeraphon­g, die erste Frau, die die „Iron Chef“-Kochshow gewonnen hat, wird wiederum Thai-Essen mit österreich­ischen Zutaten zubereiten. Eine Weltpremie­re ist auch der Besuch der internatio­nal viel gelobten Paradise Bangkok Molam Internatio­nal Band, die eine Mischung aus Pop, Funk und Blues mit thailändis­chen Instrument­en nach Wien bringen. Ein großer Teil der Musik beim Festival hat seinen Ursprung in den 1960er-Jahren, bei Soul and Funk zur Zeit des Vietnam-Kriegs.

Möglich hat das Ganze auch erst die gute Zusammenar­beit mit Franz Riefenthal­er und Philipp Mayer vom Catering Francophil gemacht – die unter anderem hinter den Impulstanz­partys im Vestibül stehen. „Wir wussten, in was für eine Richtung wir wollten, aber wir brauchten einen Partner“, sagt Jan Petersen. Beide, das wussten sie, sind große Thailand-Fans. Und als Riefenthal­er auch noch das Wort

Das Festival findet am Samstag und Sonntag, 1. und 2. September, in der Creau statt und wird offiziell von der Tourism Authority of Thailand gesponsert. Das Festival soll ein alternativ­es, breites Bild von Thailand zeigen – abseits der bekannten Stereotype des Landes. Es wird Essen geben, Filme und Kunsthandw­erk werden gezeigt, erstmals wird etwa die Paradise Bangkok Molam Internatio­nal Band in Wien spielen. Thai Airways verlost einen Flug. Der Eintritt ist frei. www.facebook.com/ amazingtha­ilandvienn­a/ „Chaiyo“einbrachte, was „Hurra, let’s Go, ole“´ heißt, war die Sache klar. „Es ist das letzte Wort der thailändis­chen Hymne. Das Wort fasst das ganze Festivalko­nzept zusammen“, erzählt Piano. Befreundet sind die vier schon lang. Seit Mayer, der neben dem Francophil auch Schlagzeug­er ist, Piano kurz nach ihrer Ankunft 2010 im WUK singen hörte. „Er hat mich gefragt, ob ich mit ihm auftreten will“, erinnert sie sich. „Es ist nicht leicht, hier als Sängerin Fuß zu fassen. Und er hat mir geholfen, einen Kontakt zur Szene herzustell­en.“

Sieben oder acht Mal war Mayer schon in Thailand. In Pad Thai, sagt er, könnte er „schwimmen“. Auch Riefenthal­er liebt das Land, auch wenn er sich dort beim Klippenspr­ingen die Wirbelsäul­e gebrochen hat. „Seither bin ich 1,80 cm groß und nicht mehr 1,83 cm.“

Und wie sieht das andere Thailand aus? Bunt. Es gibt Marktständ­e (Oktopus in Karamell!) und Wiener Thai-Lokale werden Pad Thai, Khao Soi, aber auch Unbekannte­s (Fish-Gut-Curry) kochen. Zu den Highlights gehört ein Auftritt von Li-Kae, dem thailändis­chen Pendant zur Oper. Wer will, kann Indigofärb­en lernen und das Herstellen von Totenpuppe­nmasken. Es gibt Thaimassag­e, Thaiboxen, aus Sand wird eine riesige Pagode gebaut. Auch Piano wird ihren Auftritt haben – auf der Bühne. Am Sonntag wird sie mit ihren Schwestern, die extra einfliegen, und Mayers Band ein Konzert spielen. The Amazing Chaiyo Band haben sie sich genannt. Ole,´ hurra, chaiyo.

 ?? [ Mirjam Reither ] ?? Philipp Mayer, Franz Riefenthal­er, Piano Plupthong und Jan Petersen (von links).
[ Mirjam Reither ] Philipp Mayer, Franz Riefenthal­er, Piano Plupthong und Jan Petersen (von links).

Newspapers in German

Newspapers from Austria