Der Sommer hat doch eben erst begonnen
Um den großen Haufen auf dem Schreibtisch machen wir noch einen Bogen.
Die
Sachen liegen genauso auf dem Schreibtisch, wie sie Ende Juni aus der Schultasche und diversen Sackerln gekippt wurden. Hefte, Bücher, Zettel, Zeug. Zuerst musste man ein wenig Abstand gewinnen, dann kam ganz viel Sommer dazwischen, und nun machen wir noch einen Riesenbogen herum, weil die Beschäftigung mit dem Haufen das Eingeständnis bedeuten würde, das niemand laut auszusprechen wagt: Die Ferien sind zu Ende.
Eine Frechheit, meinen die Kinder, die jeden Tag bis in die Nachtstunden dehnen wollen, um die Zeit aufzuhalten. Der Sommer hat doch eben erst begonnen. Die vielen heißen Tage sind zu einer Einheit zusammengeschmolzen, viel ist passiert, viel schon wieder vergessen. Was bleibt, ist die Erinnerung an Hitze, Wasser, Eis und Wespen.
Ein wenig Vorbereitung auf das neue Schuljahr soll die sommerliche Albernheit eindämmen: Da kullern sie herum, braun gebrannt, mit ausgebleichten Haaren und können gar nicht mehr zu lachen aufhören, weil alles so lustig ist und so leicht und gleichzeitig so fad, dass man sich neuen Blödsinn ausdenken muss. Die Vokabelzettel müssen noch einen Tag warten.
Beim Einkauf neuer Schulsachen werden Vorsätze gefasst: Nie ist man motivierter als mit neuen Bleistiften und makellosen Heften in der Tasche, auch beim Beschriften ist die Freude noch groß. Es erinnert an die kleine alltägliche Erleichterung, wenn die Waschmaschine läuft und der Geschirrspüler summt und alles sauber wird und gut. Ausräumen soll es dann aber jemand anderer.
Irgendwie muss man es schaffen, in Schwung zu bleiben, wir schubsen also ein wenig an, ganz sachte, ein paar Tage sind noch übrig, und rechtzeitig ist kein Wort, das in diesen Sommer passt.