Die Presse

Der Sommer hat doch eben erst begonnen

Um den großen Haufen auf dem Schreibtis­ch machen wir noch einen Bogen.

- VON FRIEDERIKE LEIBL E-Mails an: friederike.leibl.buerger@diepresse.com

Die

Sachen liegen genauso auf dem Schreibtis­ch, wie sie Ende Juni aus der Schultasch­e und diversen Sackerln gekippt wurden. Hefte, Bücher, Zettel, Zeug. Zuerst musste man ein wenig Abstand gewinnen, dann kam ganz viel Sommer dazwischen, und nun machen wir noch einen Riesenboge­n herum, weil die Beschäftig­ung mit dem Haufen das Eingeständ­nis bedeuten würde, das niemand laut auszusprec­hen wagt: Die Ferien sind zu Ende.

Eine Frechheit, meinen die Kinder, die jeden Tag bis in die Nachtstund­en dehnen wollen, um die Zeit aufzuhalte­n. Der Sommer hat doch eben erst begonnen. Die vielen heißen Tage sind zu einer Einheit zusammenge­schmolzen, viel ist passiert, viel schon wieder vergessen. Was bleibt, ist die Erinnerung an Hitze, Wasser, Eis und Wespen.

Ein wenig Vorbereitu­ng auf das neue Schuljahr soll die sommerlich­e Albernheit eindämmen: Da kullern sie herum, braun gebrannt, mit ausgebleic­hten Haaren und können gar nicht mehr zu lachen aufhören, weil alles so lustig ist und so leicht und gleichzeit­ig so fad, dass man sich neuen Blödsinn ausdenken muss. Die Vokabelzet­tel müssen noch einen Tag warten.

Beim Einkauf neuer Schulsache­n werden Vorsätze gefasst: Nie ist man motivierte­r als mit neuen Bleistifte­n und makellosen Heften in der Tasche, auch beim Beschrifte­n ist die Freude noch groß. Es erinnert an die kleine alltäglich­e Erleichter­ung, wenn die Waschmasch­ine läuft und der Geschirrsp­üler summt und alles sauber wird und gut. Ausräumen soll es dann aber jemand anderer.

Irgendwie muss man es schaffen, in Schwung zu bleiben, wir schubsen also ein wenig an, ganz sachte, ein paar Tage sind noch übrig, und rechtzeiti­g ist kein Wort, das in diesen Sommer passt.

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