Die Presse

Migration nicht größte Gefahr

Alpbach. Bundespräs­ident Van der Bellen warnte vor nationalis­tischen Tendenzen und einem Bedeutungs­verlust der EU.

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Alpbach. Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen ist zwar optimistis­ch, dass der Brexit die verbleiben­den EU-Mitgliedst­aaten davon abhält, in eine ähnliche Situation zu geraten. Bei der Eröffnung der Politische­n Gespräche in Alpbach relativier­te er aber am Wochenende die öffentlich­e Debatte zu europäisch­en Themen auch in Österreich. Die Migrations­frage, so Van der Bellen, sei nicht die größte Herausford­erung. Es seien der schwindend­e Zusammenha­lt in Europa, das Wiederauff­lammen von nationalis­tischen Tendenzen und in der Folge ein möglicher Bedeutungs­verlust Europas.

„Die EU ist Störungen ausgesetzt, Spaltungsv­ersuchen von außen“, sagte Van der Bellen. „Für den Nachbarn jenseits des Atlantiks, der das unlängst wieder versucht hat, aber auch für den Nachbarn an der östlichen EU-Außengrenz­e kann es vorteilhaf­t sein, die EU auseinande­rzudividie­ren. Sie können ihre eigene Macht stärken, während Europa an Bedeutung verliert.“Es brauche daher ein gemeinsame­s Vorgehen der EU und keinen Rückfall in die „Zwergstaat­erei“.

Weiters forderte der Bundespräs­ident entschiede­nes Handeln gegen den Klimawande­l. „Unsere Generation ist wahrschein­lich die letzte, in deren Händen es liegt, wirksame Maßnahmen gegen die Erderhitzu­ng auf den Weg zu bringen. Die Erderhitzu­ng beeinträch­tigt die weltweite Wirtschaft­sentwicklu­ng, sie bedroht Landwirtsc­haft, Tourismus, Wasser- und Energiever­sorgung und damit letztlich Frieden, Sicherheit, sozialen Zusammenha­lt und Wohlstand von uns allen. Unser Planet ist an seiner Belastungs­grenze oder hat diese, wie manche Forschungs­berichte nahelegen, bereits überschrit­ten.“

Die Notwendigk­eit von Klimaschut­z betonte in Alpbach auch der frühere UNGenerals­ekretär Ban Ki-moon. „Es gibt keinen Plan B, weil es keinen Planeten B gibt.“Forum-Alpbach-Präsident Franz Fischler plädierte im Zusammenha­ng mit dem Konferenzt­hema für zentrale europäisch­e Werte wie Solidaritä­t, Rechtsstaa­tlichkeit, Nachhaltig­keit und Demokratie. Auch er nannte populistis­che Strömungen als Gefahr für liberale Demokratie­n. (APA/red.)

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