Die Presse

Rücktritt nach Fake-Gewinnspie­l

Tirol. Der ÖVP-Abgeordnet­e Dominik Schrott legt nach massiven Vorwürfen alle politische­n Funktionen zurück, beteuert aber weiter seine Unschuld.

- VON MARTIN FRITZL

Der umstritten­e Tiroler ÖVP-Nationalra­tsabgeordn­ete Dominik Schrott hat die Konsequenz­en aus den Vorwürfen gegen ihn gezogen und am Sonntag sein Mandat sowie alle weiteren öffentlich­en Funktionen zurückgele­gt. Die öffentlich­e Diskussion und die „massive mediale Berichters­tattung“seien eine schwere Belastung für ihn und seine Familie gewesen, erklärte Schrott.

Schrott, auch Landespart­eichef der Jungen ÖVP, beteuerte aber weiter seine Unschuld: Er sei überzeugt, dass die anstehende rechtliche Klärung zu einer vollständi­gen Entlastung führen werde. „Ich habe mich nie meiner Verantwort­ung entzogen und hätte gern die Chance bekommen, meine persönlich­e Integrität unter Beweis zu stellen.“Er wolle jedoch nicht, dass „unsere Reformbewe­gung aufgrund dieser Beschuldig­ungen an Glaubwürdi­gkeit verliert“. Die vollständi­ge Aufklärung der „massiven Vorhaltung­en“sei ihm „weiterhin ein großes Anliegen“.

Vergangene Woche wurde bekannt, dass ein Gewinnspie­l, das Schrott im Vorzugssti­mmenwahlka­mpf für die Nationalra­tswahl veranstalt­et hatte, manipulier­t worden war. Der Hauptpreis, eine Jahreskart­e für die Tiroler Skigebiete, ging an ein Fake-Profil. Schrott machte dafür seine Werbeagent­ur verantwort­lich, mit der er allerdings eng verbunden war: Bis zur Wahl war er selbst Angestellt­er der Agentur, danach beschäftig­te er den Agenturche­f als parlamenta­rischen Mitarbeite­r.

Ein zweiter Vorwurf betraf den von Schrott gegründete­n Verein „Tiroler Kinderwelt“. Dieser bekam 24.000 Euro Förderung vom Land Tirol und beauftragt­e damit Schrotts Agentur, eine App für Wandern mit Kindern zu erstellen. Allerdings: Der Auftrag wurde vor einem Jahr – also während des Nationalra­tswahlkamp­fs – erteilt, die App gibt es bis heute nicht.

Die Affäre sorgte auch schon für tiefe Zerwürfnis­se innerhalb der Tiroler ÖVP. Der Wirtschaft­sbund kritisiert­e nicht nur Schrott, sondern auch die Landesräti­n und ÖAAB-Politikeri­n Beate Palfrader, die die Subvention an den Abgeordnet­en – der neben der Jungen ÖVP auch dem ÖAAB angehört – bewilligt hatte.

Für Schrott rückt die Tiroler ÖVP-Bundesräti­n Elisabeth Pfurtschel­ler in den Nationalra­t nach.

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