Zusammen oder getrennt? Es ist kompliziert . . .
Wenn ein Kellner freundlich lächelt, heißt das nicht, dass er den Kalauer davor lustig fand.
S elbst
große Spaßmacher haben nur einen begrenzten Humorvorrat. Spätestens dann, wenn man ein Kabarettprogramm zum zweiten Mal gesehen hat, weiß man, dass die so spontan dahingeschleuderten Pointen ein bisschen wie Fließbandware sind, die halt Abend für Abend von einem neuen Publikum zum ersten Mal gehört werden. Und dass der Kabarettist, der gerade selbst über seinen spontanen Einfall am meisten zu lachen scheint, das womöglich nur vortäuscht. (No shit, Sherlock!) Wer in der Gastronomie arbeitet, kennt das. Und als Kellner lächelt man dann trotzdem freundlich, wenn ein Gast schon wieder den Kalauer mit der zweitgrößten Leber anbringt („Geröstete“wird zu „größte“, Sie wissen schon . . .). „Muss die Kuh für das Steak erst geschlachtet werden?“– auch so ein Klassiker, wenn es nach dem Bestellen ein bisschen länger dauert. Immerhin, ab und zu kommt dann doch ein Spruch, den man noch nicht gehört hat. „Haben Sie da eh nicht das Datum dazugerechnet?“, wenn die Rechnung auf den Tisch gelegt wird, zum Beispiel. Oder, wenn der Kellner das Paar am Tisch fragt: „Zusammen oder getrennt?“Und als Antwort kommt: „Es ist kompliziert!“Zumindest einen kurzen Moment des Erstaunens schafft man auch noch, wenn der Kellner die Summe nennt – „28,90“– und man staubtrocken „91“antwortet. Wird aber wohl auch bald in die Enzyklopädie der ausgelutschten Gast-Kellner-Dialoge Einzug halten.
Manche davon sind ohnehin längst so weit, dass sie auf halblustigen Witzeseiten gelistet werden. (Kellner zum Gast: „Haben Sie Barsch bestellt?“Gast: „Nein, höflich.“) Ist diese Stufe einmal erreicht, sollte man endgültig darauf verzichten, sie in der Praxis einzusetzen. Nicht nur der Kellner wird es Ihnen danken. In diesem Sinne: Vielen Dank für Speis und Trank, jetzt kömma gehen, Gott sei Dank!