Schneller, immer schneller
Salzburger Festspiele I. Khatia Buniatishvili erntete Ovationen mit einem rasanten romantischen Virtuosenprogramm von Brahms bis Liszt.
Ja, was soll man sagen? Das Publikum sprang von den Sitzen und schrie vor Begeisterung. Das ist das objektive Fazit des Abends von Khatia Buniatishvili im kleinen Festspielhaus. Den endgültigen Ausschlag zum Applausorkan gab Liszts „Zweite Ungarische“. Die Tatsache, dass die Pianistin Vladimir Horowitzens Arrangement dieses Gassenhauers wählte, hatte die Sache ja nicht leichter gemacht.
Mehr noch als des Komponisten Originalversion der populären Rhapsodie provoziert diese mit technischen Konfetti aller Art gespickte Variante das Staunen darüber, wo zwei Hände überall gleichzeitig auf der Tastatur agieren können. Zehn Finger als wären’s 50, dergleichen Klavierhexerei ist zuallererst auch eine Sache der Optik, die wiederum bei einem Konzert Buniatishvilis auf jeden Fall eine Rolle spielt. Allein das Zuschauen droht zumindest einem Teil des Publikums die Sinne zu verwirren.
Dieserart grenzsprengend auch die anderen Liszt-Piecen, die „Spanische Rhapsodie“und der „Erste Mephistowalzer“, den die Künstlerin ebenso rasant anging wie zuvor manche Sätze von Brahms’ f-Moll-Sonate oder den „Russischen Tanz“aus Tschaikowskys „Nussknacker“-Ballettmusik, die in jener Klavierversion erklang, die Mikhail Pletnjev als Jüngling, diesfalls ein Verwandter im Geiste Horowitz’, seiner eigenen Fingerfertigkeit zum Opfer brachte.
Und dass Brahms’ Frühwerke alle „sehr schwer“seien, hat dereinst schon Clara Schumann bekennen müssen, die Dritte Sonate zumal, in der – allen heiklen Aufgaben zum Trotz – hie und da die Hände sogar überkreuz agieren müssen, worüber heute noch manch einer staunt. Ein Kreuz auch, wenn manch anderer bei so offen zutage liegendem Virtuosentum melodische oder wenigstens thematische Verläufe heraushören möchte? Was nicht noch alles, fragte man, sich erhebend: Auf die Standing Ovations läuft’s ja doch hinaus.