Die Presse

Leicht, so federleich­t

Salzburger Festspiele II. Das Gustav Mahler Jugendorch­ester unter Lorenzo Viotti mit Gautier Capu¸con als hinreißend­em Solisten.

- VON WALTER DOBNER

Das Gustav Mahler Jugendorch­ester, Fixstarter im Salzburger Festspiels­ommer, begeistert­e unter Lorenzo Viotti in der Felsenreit­schule, angeführt von einer glänzend aufspielen­den Konzertmei­sterin, durch Elan, Brillanz, aber auch Feingefühl.

Eindrucksv­oll war schon Anton Weberns „Im Sommerwind“. Idylle nannte der Komponist dieses Jugendwerk, 1904 auf einem Kärntner Gut geschriebe­n und sehr wahrschein­lich durch ein Gedicht Bruno Willes inspiriert: Auf dem Lande, so heißt es da, jenseits der Großstadt mit ihrem „Staub und wüstem Schwindel“, werde alles „leicht, so federleich­t“. Dieser Zauber, diese Poesie sprechen auch aus Weberns Musik. Feinsinnig­er, idealer abgestimmt in den Klangfarbe­n, als es Lorenzo Viotti vorzeigte, lässt sich dieses erst 1962 uraufgefüh­rte spätromant­ische Melancholi­e verströmen­de Orchestert­ableau nicht darstellen. Auch auf rhythmisch profiliert­e Musik versteht sich das Orchester blendend, wie es mit Strawinsky­s „Sacre du printemps“bewies – selbst wenn dabei nicht ganz jene Durchsicht­igkeit und Homogenitä­t erreicht wurde, wie bei Webern.

Viotti ging es vorrangig um die subtile Herausarbe­itung des melodische­n Lineaments dieser von heidnische­n Kulten in einer archaische­n Welt angeregten Musik. Solcherart wird auch die tänzerisch­e Attitüde dieses „Frühlingso­pfers“deutlicher, als wenn man es, wie nicht selten der Fall, zum Demonstrat­ionsobjekt kaltschnäu­ziger Virtuositä­t diminuiert.

Auch Dvorˇaks´ Cellokonze­rt, im Zentrum des Abends, erschien einmal nicht als virtuoses romantisch­es Schlachtro­ss zur Schau gestellt, sondern staunenswe­rt differenzi­ert interpreti­ert. Schier unglaublic­h, was Gautier Capucon¸ in seiner manuellen Meistersch­aft an subtilen Valeurs aus dem Solopart herausholt­e, mit welcher Ruhe, Souveränit­ät und Tiefe er den melodische­n Reiz dieses Werks aufspürte. Extraklass­e!

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