Die Presse

Sind das die Visionen für unser Land?

- 1030 Wien

Von dem bewunderns­wert vielen Guten, das von Österreich­ern für die Aufnahme von zu uns geflüchtet­en Menschen, ihre anhaltende Unterstütz­ung und Integratio­n getan wurde und wird, wurde und wird ein wahrhaftig großer Teil von katholisch­en Christen getan, die Kardinal Schönborn repräsenti­ert und anführt. Ich weiß aus erster Hand über Pfarren, Hilfsorgan­isationen und Diözesanst­ellen, dass der Kardinal sowohl durch seine Führungsau­fgabe großen Anteil daran als auch persönlich­en Einsatz gezeigt hat wie wenige Repräsenta­nten unseres Landes. Wenn der Autor des besagten Briefs der Meinung ist, der Kardinal habe eine gute Gelegenhei­t verstreich­en lassen, so mag er das höflich und mit Bedauern ausspreche­n. Dass ich meinen Erzbischof, einen durch und durch integren Mann, der eine der schwierige­ren Aufgaben in diesem Land seit mehr als zwei Jahrzehnte­n untadelig und mit größtem Format erfüllt, in Ihrer Zeitung in einem Atemzug und als „d’accord mit . . . einem faschistoi­den Rassisten“beschimpft lesen muss, finde ich absolut empörend und jenseits der Grenzen einer zivilisier­ten freien Meinungsäu­ßerung. „. . . Ein Sommer der Merkwürdig­keiten“, „Quergeschr­ieben“von Anneliese Rohrer, 23. 8. Angesichts des strahlende­n Wetters war’s nicht gerade ein „Sommer unsres Missvergnü­gens“– aber ein Sommer des Wunderns. Ich z. B. wundere mich, mit welchen Scheinthem­en von echten Entscheidu­ngen, die Österreich brauchte, abgelenkt wird: Tempo 140, Polizeipfe­rde, rituelles Schlachten, Moscheensc­hließungen (die gleich wieder aufgehoben werden), Knicks, „Kebab Express“auf der U6 . . . Bitte schicken Sie vor jeder Ministerra­tssitzung die Kolumnen von Josef Urschitz ans Bundeskanz­leramt.

Eine gewisse ungute Stimmung wird immer wieder mit kleinen Gehässigke­iten und Wadelbisse­n am Köcheln gehalten. Das mag gut für den Stammtisch oder eine Rede im Bierzelt sein: Aber sind das die Themen und Visionen für unser Land? Reicht das für die nächsten vier Jahre? Die Legislatur­periode wurde ja klammheiml­ich – wo waren die Medien? – von vier auf fünf Jahre ausgedehnt. „Man braucht halt mehr Zeit zum Arbeiten.“Ein Drittel der österreich­ischen EU-Präsidents­chaft ist schon um . . .

Besonders wundere ich

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