Die Presse

Lieder über die Hoamat

Musik. Wenn der deutsche Serienstar mit dem österreich­ischen Senderchef: Harry Blank und Andreas Weinek singen bayrisch-steirische Chansons.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Es geht um Dinge wie den „Letzten Tschick“. Um melancholi­sche Erinnerung­en ans Räuberund Indianer-Spielen. Manchmal darum, Dinge „gemeinsam“anzugehen. Und manchmal einfach darum, sich in oktoberfes­ttaugliche­r Ohrwurmmel­odie je nach Hörer mit oder ohne Ironie noch „A Hoibe“zu wünschen. BlankWeine­k heißt das Musikproje­kt, das einen steirische­n Wahlmünchn­er und einen gebürtigen Bayern zusammenge­führt hat, um über das zu singen, was sie mit „Dahoam“verbinden.

Auf der einen Seite: Andreas Weinek, Eisenerzer, gelernter Anwalt, aus der Plattenind­ustrie kommend (dort hat er u. a. Hubert von Goisern auf den Weg gebracht) und seit einigen Jahren beim Fernsehen – er leitet unter anderem in München den History Channel. Für die Lieder, die er selbst schrieb, war er auf die Suche nach einem bayrisch singenden Sänger gegangen – und in Schauspiel­er Harry Blank fündig geworden. Es habe sich durchaus nach Casting angefühlt, erzählt Blank in Wien am Tag vor einem Gastspiel im Tunnel. Und er habe schon ziemlich auf den Zuschlag gehofft.

Blank hatte in seinen Zwanzigern in einer Band gesungen, konnte aktuell allerdings nur das Titellied jener Serie vorweisen, in der er seit 2007 einen Mechaniker spielt. Dass er zum ersten Treffen durch Zufall mit einem Thomas-Bernhard-Buch kam, sei wohl durchaus zuträglich gewesen. Wie Weinek sei er großer BernhardFa­n, „wobei, wer ist das nicht“. Über die Jahre sei man zu Freunden geworden, „auch wenn es künstleris­ch schon manchmal scheppert“.

Gemeinsam haben die beiden jedenfalls den Begriff des bayrischen Chansons geprägt; mit Blank als musikalisc­her Erzählerst­imme. Mit Anklängen aus Folk, Country und Volksmusik widmen sie sich der Nacht und der menschlich­en Selbstzers­törung, vor allem aber eint die beiden die Sehnsucht nach einem anderen, besseren Ort. Blank hatte ebendiese einst die Flucht ergreifen lassen. Er ging zunächst nach

heißt das Musikproje­kt von Schauspiel­er Harry Blank („Dahoam is Dahoam“) und History-Channel-Chef Andreas Weinek (er ist wiederum der Bruder von Schauspiel­er und Weinbauer Martin Weinek, dem Inspektor Kunz in „Kommissar Rex“). Gemeinsam engagieren sie sich auch in der Initiative „Künstler mit Herz“, die sich ursprüngli­ch gegen die AfD in Bayern richtete, inzwischen ihre Kritik aber auf die CSU erweitert hat. Heute, Samstag, spielen die beiden in Wien: 20 Uhr, Tunnel, Florianiga­sse 39. New York, später nach Berlin, Hamburg, Straßburg, Rom, auch in Wien lebte er ein Jahr. „Überall bin ich mit Mann und Maus, in vollem Ornat hingezogen“, nur um letztlich festzustel­len: „Die Leute sind überall schwierig, wenn’s drauf ankommt.“

Am Ende landete er just wieder in seiner bayrischen Heimat, dann auch noch in einer Serie mit dem Titel „Dahoam is Dahoam“: eine Art tägliche Lindenstra­ße vom Land. Eine „Dorfsaga“nennt es Blank, mit Wirt und Apotheke, Tankstelle und Kirche und dem zugehörige­n Personal, „relativ derb, nicht immer wahnsinnig tiefsinnig, aber manchmal auf den Punkt“. Was genau Heimat ist, darüber sind sich Blank und Weinek freilich nicht einmal einig. Während der Steirer Weinek heute Bayern als selbige bezeichne, habe er, Blank, dabei vor allem die eigene Kindheit im Kopf. „Die im Sommer in voller Reife stehenden Felder“im heimatlich­en Paartal: „Wenn ich das sehe, macht es bei mir Klick.“

In Summe sei die Frage nach der Heimat jedenfalls brisanter als noch vor 20 Jahren, „weil der Begriff inzwischen mit einer rechtspoli­tischen Auffassung verbunden ist, und das ist gemein und unangebrac­ht. Heimat hat eine emotionale Komponente. Sie hat mit dem Wohlbefind­en eines Menschen zu tun.“Und das sei nichts, was man jemandem absprechen könne.

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