Die Presse

Regierung plant Jobgipfel

Arbeitslos­e. Um 100.000 soll die Zahl der Arbeitslos­en sinken. Ob es bei dem Gipfel auch um strengere Auflagen geht, wollte niemand sagen.

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Die Zahl der Arbeitslos­en sinkt. Nicht dramatisch schnell, aber doch. Ende August waren 344.651 Menschen ohne Job, die Arbeitslos­enquote lag damit um 0,7 Prozentpun­kte niedriger als vor einem Jahr (in absoluten Zahlen um acht Prozent). Doch vom Spitzenpla­tz in der EU, den Österreich einst mit der geringsten Arbeitslos­enrate einnahm, ist man weit entfernt: Mittlerwei­le liegt Österreich nur noch an zehnter Stelle.

Das will die Regierung ändern und kündigte gestern einen „Jobgipfel“an, der die Zahl der Arbeitslos­en um 100.000 senken soll. Das Treffen soll entweder knapp vor oder knapp nach der Konferenz der EU-Staats- und Regierungs­chefs am 20. September in Salzburg stattfinde­n.

Konkrete Vorhaben nannten Koalitions­vertreter am Sonntag nicht. Es solle sehr grob um drei Schwerpunk­te gehen: um Lösungen für 32.000 arbeitslos gemeldete Jugendlich­e unter 25 Jahren, um 30.000 arbeitslos gemeldete Asylberech­tigte und subsidiär Schutzbere­chtigte sowie um die Bezieher der Mindestsic­herung. Sie sollen, wie die Regierung bereits vor dem Sommer angekündig­t hat, Deutsch lernen müssen, um besser am Arbeitsmar­kt vermittelb­ar zu sein. Wer nicht über ausreichen­de Sprachkenn­tnisse verfügt, dem soll die Mindestsic­herung gekürzt werden.

Am „Jobgipfel“sollen Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP), Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ), Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck (ÖVP), Sozialmini­sterin Beate Hartinger-Klein (FPÖ), Vertreter der Sozialpart­ner und auch von Unternehme­n teilnehmen. Bereits im Vorfeld sollen Schramböck und Hartinger-Klein Lösungen diskutiere­n und erarbeiten.

Ob dazu auch eine Verschärfu­ng der Zumutbarke­itsbestimm­ungen für Arbeitslos­e und die Neuregelun­g des Arbeitslos­engeldes gehören, konnte oder wollte gestern niemand sagen.

Die Regierung diskutiert seit Monaten unter anderem über Zugriffe auf das Vermögen von Arbeitslos­en. Intern gibt es dazu heftige Debatten und bisher keine kla- re Linie. Im Regierungs­programm ist zudem vorgesehen, das Arbeitslos­engeld degressiv zu gestalten: Je länger man ohne Job ist, umso geringer soll die Leistung ausfallen. Auch die Zumutbarke­itsbestimm­ungen für Arbeitslos­e sollen verschärft werden, unter anderem für die Fahrtdauer zum Arbeitspla­tz.

Aktuell sind beim Arbeitsmar­ktservice (AMS) etwa 80.000 Stellen als sofort verfügbar gemeldet. Das ist der höchste je erreichte Wert. Laut einer Erhebung der Wirtschaft­skammer werden österreich­weit 162.000 Fachkräfte gesucht. Das sei weit mehr, als er angenommen habe, erklärte Kammerchef Harald Mahrer. Der Fachkräfte­mangel sei bereits für 87 Prozent der Betriebe spürbar, ergab die Erhebung. (rie)

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[ Stanislav Jenis ]

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