Die Presse

Keine Angst, das ist nur ein Alien

Film. Vor den Außerirdis­chen in Shane Blacks „Predator“-Remake wird sich keiner schrecken. Und das große menschlich­e Drama bleibt auch aus. Schlecht? Nein.

- VON BETTINA STEINER

Vor den Außerirdis­chen in Shane Blacks „Predator“Remake wird sich keiner schrecken. Und das große Drama bleibt auch aus. Schlecht? Nein.

Nun, meint irgendwann das Wesen aus dem All: Er habe es zwar genossen, den Menschen dabei zuzusehen, wie sie sich gegenseiti­g niedermetz­eln. Aber jetzt sei Schluss. Netterweis­e gibt er den Soldaten noch einen Vorsprung von sieben Minuten. Aber dann beginnt die Jagd durch den Urwald.

Soweit ähnelt Shane Blacks „Predator: Upgrade“der Vorlage mit Arnold Schwarzene­gger aus dem Jahr 1987. Auch da wird ein Trupp harter Männer von einem außerirdis­chen Bösewicht durch den Dschungel gehetzt, dem Kugeln nichts anhaben können und der bei Bedarf mit der Gegend verschmilz­t. Auch dort sah die Bestie wie ein schwarz gepanzerte­r Typ mit Dreadlocks aus oder blieb vage unsichtbar. Und 1987 wie 2018 spritzt jede Menge rotes und grünes Blut auf Palmblätte­r und Lianen.

Aber während man bei John McTiernan das große Drama erlebte und nicht nur das Blut, sondern auch der Angstschwe­iß troff, bleibt 2018 alles unterhalts­am. Ja, man kann sagen: Man genießt es, dabei zuzusehen.

Kein Wunder, es ist Shane Black. Der hat es in der Gauner-Komödie „Nice Guys“(2016) geschafft, ein junges Mädchen brutal sterben zu lassen (kein sehr sympathisc­hes, aber trotzdem: ein Mädchen!), und dann zur nächsten Szene überzugehe­n, als hätte gerade wer einen Löwenzahn geköpft. Und in „Iron Man 3“hielt er sich mit den tragischen Aspekten von Mord und Totschlag erst recht nicht lange auf.

Hatte der Alien Sex mit Menschen?

Das liegt nicht nur daran, dass Black keinen besonderen Wert auf die Ausschmück­ung oder emotionale Unterfütte­rung der entspreche­nden Szenen legt. Sondern hängt auch damit zusammen, dass er ein Spezialist für etwas ist, das man als nicht-immersives Kino bezeichnen könnte. Kino, das einen nicht völlig in seinen Bann zieht, in eine andere Welt entführt. Sondern bei dem klar bleibt: Hier ist der Film. Da ist der Zuschauer, der beobachten darf, was dem Regisseur und Drehbuchsc­hreiber als nächstes einfällt.

Und das ist auch hier wieder allerhand, die Gruppendyn­amik im Haufen der Veteranen und Soldaten, die einander übrigens alles andere als wohl gesonnen sind, ist sehr speziell. Besonders viel Charme haben jene Sequenzen, in denen die Biologin Casey Bracket (Olivia Munn) im Mittelpunk­t steht. Sie beschäftig­t sich mit Hybriden und wird hinzugezog­en, weil sich im Erbgut eines Aliens menschlich­e DNA fand. Die Militärs drucksen herum, die Biologin knapp: „Also ihr wollt wissen, ob er mit einem Menschen Sex gehabt hat.“Was den Namen des Biests betrifft, hat sie auch ihre eigenen Ansichten: Die Militärs haben ihn Predator, also Raubtier getauft, weil er Wesen hetze, sie töte und dabei auch noch Spaß habe. „Das klingt doch eher nach einem Freizeitjä­ger!“

Ganz generell blitzt Shane Blacks Hang zum Absurden auch hier immer wieder auf, diskreter als in Vorgängerf­ilmen, aber trotzdem. Und natürlich gibt es jede Menge Insider-Witze: In der Truppe rund um Quinn McKenna (Boyd Holbrook) gibt es einen, der gerne bescheuert­e Witze über Vaginas erzählt – genauso wie jener Kämpfer im Schwarzene­gger-Film, der damals von Shane Black selbst gespielt wurde. Und vom Predator hört man, dass er 1987 erstmals auftauchte, 1990 zum zweiten Mal – und seither erscheint er immer häufiger. Ja, wirklich, es gab eine Menge Sequels und Remakes.

Manche der visuellen Effekte sind übrigens überrasche­nd schlecht. Es ist nicht sicher, ob das eine Referenz sein soll.

„Predator“läuft diese Woche in den Kinos an. Die Vorgängerf­ilme werden von Sky angeboten. „Nice Guys“ist auf Netflix, „Iron Man 3“auf Netflix und Amazon zu sehen.

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[ 20th Century Fox ] Einer von vielen, die das Zusammentr­effen mit dem Predator nicht überleben werden. Der besitzt nämlich ein großes Arsenal an Waffen, Kugeln können ihm nichts anhaben. Und unsichtbar machen kann er sich auch.

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