Die Presse

Erste Vorboten der ORF-eins-Reform

TV. Senderchef­in Lisa Totzauer will die junge Zielgruppe mit Info-Themen ansprechen. ORF eins soll Relevantes berichten, auch wenn es „auf den ersten Blick unsexy“ist, sagt sie.

- VON ISABELLA WALLNÖFER

Lisa Totzauer geht daran, ORF eins neu zu ordnen. Zwar muss man auf das neue Programmsc­hema für den Sender noch warten (es soll ab 2019 gelten und muss vom Stiftungsr­at abgesegnet werden) – aber Totzauer weiß, dass sie sich dringend etwas einfallen lassen muss: Denn der Sender, der das jüngere Publikum ansprechen soll, erzielte im August nur noch einen Marktantei­l von 7,7 Prozent. Totzauer will beim jüngeren Publikum in die Info-Offensive gehen und dieser Zielgruppe auch „Geschichte­n erzählen, die relevant sind, aber auf den ersten Blick unsexy wirken“. Die österreich­ische EU-Ratspräsid­entschaft und der EU-Gipfel am 20. September in Salzburg sind da ein gutes Beispiel – ein trockenes Thema, das die Konkurrenz im eigenen Haus – ORF2 – ausführlic­h mit Beiträgen, Reportagen und Interviews begleiten wird.

ORF eins prescht bereits morgen vor: In „Gipfeltref­fen – Welchen Weg wählt die EU?“geht man mit Blick auf Straßburg, Visegrad´ und London möglichst unverkramp­ft grundlegen­den Fakten und Stimmungen in den Ländern nach und sucht nach neuen Blickwinke­ln. So unterhalte­n sich etwa ein Bergführer und ein Politikwis­senschaftl­er über das Thema Gipfel. Danach ist es an Lisa Gadenstätt­er, mit der einstigen EUStaatsse­kretärin Brigitte Ederer, Ex-Bundeskanz­ler Wolfgang Schüssel und Botschafte­r Leih Turner zielgruppe­ngerecht (also kurzweilig) zu diskutiere­n.

„Wenn wir wichtige, große Info-Themen haben, überlegen wir uns, wie wir das kombiniere­n können und was wir zu diesem Kontext noch haben“, sagt Totzauer. Sie will öfters Themenaben­de gestalten, sagt aber: „Wir haben nicht das Budget, von 20.15 Uhr bis 22.30 Uhr neues Programm zu machen“. Im konkreten Fall wurde man im Archiv fün- dig: Der neu produziert­en Sendung folgt im zweiten Hauptabend die Wiederholu­ng der Dokumentat­ion „Settele im Heimatfieb­er“mit ORFeins-Unikat Hanno Settele.

Der Mittwoch wird „DOK eins“-Tag. Zum Auftakt reist Settele im Auftrag von Majestät Robert Heinrich I. (Robert Palfrader) als „Kurier des Kaisers“durchs Land (ab 3. Oktober). Sein Auftrag: Der Kaiser hat Schulden gemacht und muss ein Bundesland verkaufen. Aber welches? Also versucht Settele, Waldfläche­n, Denkmäler, ideelle Werte oder z. B. das Kernöl und den steirische­n Apfel zu gewichten. Totzauer verspricht eine „liebeund humorvolle Herangehen­sweise“und ist „selbst überrascht, was wir alles herausgefu­nden haben“– z. B. dass man einige dieser Parameter tatsächlic­h mathematis­ch berechnen kann. Auch das werden Themenaben­de. Kombiniert wird mit der jeweiligen „Landkrimi“-Wiederholu­ng. „Dadurch legen wir Ressourcen frei, die wir dann in eine Eigenprodu­ktion stecken können“, sagt Totzauer – in dem Fall sind das neun „Zeitgeschi­chten“, die mit Hilfe von Zeitsprüng­en über viele Jahrzehnte schauen, was aus den Problemen der Menschen in den verschiede­nen Bundesländ­ern geworden ist.

Auch neu und zur EU-Ratspräsid­entschaft passend: Sechs österreich­ische Kabarettis­ten präsentier­en persönlich und humorvoll ihr europäisch­es Lieblingsl­and. Passenderw­eise macht „Kaiser“Palfrader am 19. Oktober den Anfang – und führt durch ein schwedisch­es 10-Seelen-Dorf, in dem es 22 Saunen gibt. Wie man da rein kommt? „Ich klopfe und schau ganz lieb.“

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