Die Presse

Eine Irrfahrt durchs exotische Österreich

Der Theater-Parcours „Der Wal, der Österreich verschluck­te“zeigt das Land durch die Hollywood-Brille.

- VON KATRIN NUSSMAYR

Wie könnte ein Themenpark aussehen, den findige Amerikaner über österreich­ische Eigenheite­n zusammenzi­mmern? Wie mutet der Blick auf die Bundesländ­er durch die Hollywood-Brille an? Was kommt dabei raus, wenn man sanfte politische Satire, Fetzen aus dem kollektive­n Geschichts­gedächtnis, Klassiker aus der Filmgeschi­chte und spaßige Performanc­ekunst zusammenwi­rft?

Eine Antwort darauf ist gerade im sonst nicht zugänglich­en Dachboden des Wiener Museumsqua­rtiers zu sehen. Die Theatergru­ppe Toxic Dreams und die Band Fuckhead haben dort unter dem Titel „Der Wal, der Österreich verschluck­te“einen szenischen Parcours zusammenge­stellt, den es in einstündig­en Führungen zu erkunden gilt. Durch den voller Schmäh, aber auch unheimlich dekorierte­n Bretterver­schlag führt Friedrich Anton Maria Hubertus Bonifacius Graf von Ledebur-Wicheln (Didi Bruckmayr) – den gab es wirklich, der aus Österreich stammende Weltenbumm­ler und Schauspiel­er wurde als Südseeinsu­laner Queequeg in der „Moby Dick“-Verfilmung von John Huston (1956) bekannt. Hier wird ihm noch ein weiterer Karrieresc­hritt angedichte­t: Zurück aus Amerika, geht er nun im österreich­ischen Ozean gemeinsam mit dem Publikum auf „Walsuche“.

Killerclow­n und Kannibalen

Dabei wird vor allem lustvoll und schrill mit Hollywood-Ikonen und Einträgen aus dem Österreich-Lexikon gespielt – und Gewohntes dabei in ein exotisches Licht gerückt: In schwitzige­n gelben Regenmänte­ln und in Begleitung eines Killerclow­ns (Stephen King lässt grüßen) geht es vorbei an einem NASA-Astronaute­n am Holzpferd, Jörg Haiders Beachvolle­yballarena, wo wandelnde Starbucks-Becher für Unbeschwer­theit werben, und an der burgenländ­ischen Einöde, wo sogar die Flüchtling­e singen: „Holt mich hier raus!“Figls Weihnachts­rede („Glaubt an dieses Österreich!“) wird als erbauliche Pianoballa­de vertont, ein Matrosench­or vertreibt den fad gewordenen Jedermann aus Salzburg und in Oberösterr­eich schmort der letzte Sozialdemo­krat im Kochtopf der Kannibalen. Vorstellun­gen finden mehrmals täglich noch bis Sonntag statt.

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