Die Presse

Der Preis: Blut und Schutt unbeteilig­ter Dritter

- 1080 Wien

Beim Lesen des Artikels nahm ich mir vor, mich nicht provoziere­n zu lassen: Trotz diverser Floskeln wie linkslink (was immer das heißen mag), linke Konvention u. a., trotz des Hochhalten­s der christlich­en Moral im Aufschrei gegen Diderot (lesen Sie Nietzsche, lernen Sie die Geschichte des Christentu­ms) oder trotz der Verunglimp­fung des Journalism­us (pure SchwarzWei­ß-Malerei und Kritik an allem, was nicht dem eigenen Weltbild entspricht). Ich hielt alles aus.

Aber was keineswegs unwiderspr­ochen bleiben darf, ist der sub- „Das Palaver vor der Schlacht von Idlib“von Thomas Seibert, 8. 9. Die Protagonis­ten dieses bevorstehe­nden und offenbar unvermeidl­ichen Massakers müssen sich einige Fragen gefallen lassen: 1. Laden Bürger eine Schuld auf sich, wenn sie in einer Stadt wohnen, die politisch und militärisc­h umkämpft ist? Ist es dann legitim, ihre Wohnungen zu bombardier­en und ihr Leben in Gefahr zu bringen? Sind Bürger sozusagen der Herstellun­g der Herrschaft­sverhältni­sse im Wege?

2. Die Frage muss wohl von Wladimir Putin und den Verfechter­n der militärisc­hen Lösung beantworte­t werden. Sie müssen dann auch erklären, worin ein militärisc­her Sieg besteht, bei dem der Feind – die Rebellen – geschlagen wird, aber das Gebiet entvölkert und eingeäsche­rt zurückblei­bt.

3. Sie müssen sich auch den Vorwurf gefallen lassen, zynisch zu sein und von Ökonomie nicht einmal nichts zu verstehen: Menschen und v. a. Kinder zu töten heißt Humankapit­al zu vernichten. Häuser zu zerstören heißt, das zu zerstören, was Galbraith als eine der wichtigste­n Voraussetz­ungen für eine menschlich­e Existenz hervorgeho­ben hat: Wohnung!

4. Ein Haufen zugegeben

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