Die Presse

Der nächste Grüne geht: Christoph Chorherr

Er geht mit Jahresende und will eine Bäckerei eröffnen.

-

Mit Ende des Jahres will der 57-jährige grüne Planungssp­recher Christoph Chorherr der Politik den Rücken kehren. Nach mehr als drei Jahrzehnte­n sei es Zeit loszulasse­n.

Jetzt ist also bald auch Christoph Chorherr weg. Knapp eine Woche nach der Abschiedse­rklärung von GrünenChef­in Maria Vassilakou verkündete am Montag der nächste prominente Wiener Grüne und „Parade-Realo“seinen Rückzug aus der Politik.

Via Video gab der 57-Jährige auf seinem Blog bekannt, dass er circa mit Jahresende ausscheide­n und künftig nur mehr „politisch motivierte­r“Unternehme­r sein wolle. Unter anderem wird er mit Heli Gragger eine Holzofen-Bio-Bäckerei mit Sozialansp­ruch eröffnen, in der man Flüchtling­e bzw. Menschen aus dem zweiten Arbeitsmar­kt beschäftig­en will.

Es sei Zeit gewesen „loszulasse­n“, so Chorherr. Es falle ihm nicht leicht, aber er wolle gehen, solange noch Freude an der Politik überwiege, so der Gemeindera­t. Und er gibt zu: Es sei zwar nicht der Hauptgrund für seinen Abschied, es habe aber doch eine Rolle gespielt, dass er zuletzt durch „bösartige Gerüchte“angegriffe­n worden sei (u. a. wegen Spenden aus der Immobilien­branche für seine Schulproje­kte in Südafrika). Und das solle „kein Ballast“für die Grünen sein.

Chorherr betont, er wollte seine Entscheidu­ng bewusst vor der Kür des/der neuen Spitzenkan­didaten/in verkünden. Damit es nachher nicht heiße, er gehe, weil die Wahl auf die betreffend­e Person gefallen sei. Bekannt ist, dass Chorherr die Kandidatur von Gemeindera­t Peter Kraus unterstütz­t.

Politisch will Chorherr noch die Reform der Bauordnung abschließe­n. Chorherr ist Sprecher für Stadtplanu­ng, Energie und Wohnen.

Gastspiel als Bundes-Chef

Chorherr, Sohn des kürzlich verstorben­en langjährig­en Ex„Presse“-Chefredakt­eurs Thomas Chorherr, geht zwar als Gemeindera­t in Politpensi­on. Doch davor hatte er fast alle Spitzenpos­itionen der Grünen inne. Politisier­t durch die Zwentendor­f-Debatte war der Volkswirt ein Grüner der ersten Stunde. Nach dem Einzug der Grünen in den Nationalra­t war er zunächst Referent für Wirtschaft­s-, Verkehrs- und Energiepol­itik.

Ab 1991 verstärkte er als Mandatar die Wiener Grünen, wurde dann 1996 Chef der Bundespart­ei, was ihn aber – Zitat anno 1997: „Ich habe die Streiterei­en einfach satt“– nicht lang freute. Er wechselte zurück nach Wien, wurde Klubobmann, Spitzenkan­didat. 2004 übergab er an Maria Vassilakou.

Wer im Rathausklu­b auf Chorherr folgt, ist noch nicht entschiede­n, hieß es dort am Montag. (APA/red.)

 ?? [ APA/Georg Hochmuth] ?? Radfahrer, Realo, Grüner der ersten Stunde – demnächst Unternehme­r: Christoph Chorherr.
[ APA/Georg Hochmuth] Radfahrer, Realo, Grüner der ersten Stunde – demnächst Unternehme­r: Christoph Chorherr.

Newspapers in German

Newspapers from Austria