Die Presse

Sexismus und Belästigun­g? Nicht im Hohen Haus!

Die Clearingst­elle im Parlament für Fälle sexueller Belästigun­g war nicht billig, hatte bisher aber recht wenig zu tun. Das Parlament budgetiert­e 57.000 Euro (ohne Umsatzsteu­er) für die Clearingst­elle.

- VON NORBERT RIEF E-Mails an: norbert.rief@diepresse.com

Viel Zeit hatte Elisabeth Köstinger nicht, um ihre Spuren in den Geschichts­büchern des österreich­ischen Parlamenta­rismus zu hinterlass­en. Gerade einmal fünf Wochen lang amtierte die jetzige Umweltmini­sterin als Präsidenti­n des Nationalra­ts (9. November 2017 bis 17. Dezember 2017).

Etwas aber blieb von ihr: Die „Clearingst­elle im Parlament für Fälle sexueller Belästigun­g und Machtmissb­rauch“, die sie wenige Tage vor ihrem Abschied aus dem Hohen Haus ankündigte und die im März dieses Jahres ihre Arbeit aufgenomme­n hat. Abgeordnet­e, Bundesräte, Klubbedien­stete und parlamenta­rische Mitarbeite­r, die mit sexuellem oder ande- rem unerwünsch­ten Fehlverhal­ten konfrontie­rt sind, können sich an eine Psychother­apeutin wenden. Auch Personen, die sich selbst falsch verhalten haben, können Hilfe suchen.

Eine vorausscha­uende Entscheidu­ng? Köstinger richtete die Stelle ein, nachdem Peter Pilz mit dem Vorwurf der sexuellen Belästigun­g konfrontie­rt war und bevor sich Efgani Dönmez mit einem sexistisch­en Tweet aus dem ÖVP-Klub schoss.

Das Parlament budgetiert­e also 57.000 Euro (ohne Umsatzsteu­er), davon wurden bisher 36.600 Euro (netto) unter anderem für das Konzept, für interne Besprechun­gen der Parlaments­direktion, für „Vorarbeite­n für die Organisati­on der Clearingst­elle (Telefon, Handy, E-Mail)“, das „Monitoring der öffentlich­en Diskussion“und für Medienakti­vitäten aufgewandt, wie der amtierende National- ratspräsid­ent, Wolfgang Sobotka, jetzt in Beantwortu­ng einer parlamenta­rischen Anfrage der SPÖ mitteilte.

Weitere 3800 Euro netto kostete ein „Zwischenbe­richt und Maßnahmenp­lan, Meeting“und die „Erstellung des Erstentwur­fs für das Profil für zukünftige Berater der Clearingst­elle“. Denn das Parlament möchte künftig Anti-Sexismus-Trainings für die Abgeordnet­en anbieten.

Günstig war immerhin die Leitung der Clearingst­elle, für die netto 10.900 Euro für sechs Monate budgetiert waren. Ausbezahlt wurden laut Anfragebea­ntwortung 2000 Euro (netto) für „Bereitscha­ft, Infrastruk­tur“.

Und wie viele Personen haben sich bisher an die Clearingst­elle gewandt? Antwort Sobotkas: „Es gab bisher keine Anfragen.“

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