Trump: „Ich habe keinen Justizminister“
US-Präsident feuerte neue Tirade gegen Jeff Sessions.
Jeff Sessions mag schmeicheln und lobhudeln, wie er will: Der Präsident, sonst empfänglich für jedes Kompliment, lässt sich einfach nicht mehr besänftigen. „Ich habe keinen Justizminister. Das ist sehr traurig“: So leitete Donald Trump in einem Interview die jüngste Attacke gegen seinen Minister ein, der im Weißen Haus längst in Ungnade gefallen ist. Sessions hat sich den anhaltenden Zorn des Präsidenten zugezogen, weil er sich im Vorjahr als zuständiger Ressortchef in der Untersuchung der sogenannten Russland-Affäre als befangen erklärt hatte.
Seitdem ist er eine beständige Twitter-Zielscheibe für Trump, der regelmäßig die Einstellung der Arbeit des Sonderermittlers Robert Mueller fordert, die er als „Hexenjagd“bezeichnet. Nach einer Tirade Trumps hatte Sessions im Vorjahr bereits ein Rücktrittsschreiben formuliert, seine Demissionierung aber dann nicht eingereicht. Neulich gab der Präsident seinem Minister, der sich im Wahlkampf als erster prominenter republikanischer Senator auf seine Seite geschlagen hatte, lediglich eine Job-Garantie bis zu den Kongresswahlen Anfang November – ein weiteres Zeichen seines Misstrauens.
Laut Enthüllungen des Starreporters Bob Woodwards in dessen Buch „Fear“mokiert sich Trump über den Südstaatenakzent Sessions, und er soll den Politiker aus Alabama als „dummen Südstaatler“und „geistig zurückgeblieben“verhöhnen. Zuletzt schob er ihm die Verantwortung dafür zu, dass es bisher nicht gelungen ist, die illegale Immigration einzudämmen.
Auch Trumps Verhältnis zu Verteidigungsminister James Mattis gilt gemäß „New York Times“als angespannt. In zentralen Punkten – Nato, Afghanistan, Iran, Nordkorea – liegen sie diametral auseinander. Mattis verlor gegenüber Außenminister Mike Pompeo und Sicherheitsberater John Bolton an Einfluss. Trumps Spitzname für ihn lautet demnach nicht mehr „Mad Dog“, sondern „Moderate Dog“- in Trumps Vokabular ein Schimpfwort. (vier)