Die Presse

Der letzte heiße Tag kommt immer wieder

Es geht gar nicht um Hitze, Eis und Picknickde­cke, wenn man den Abschied vom Sommer zelebriert.

- VON FRIEDERIKE LEIBL E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

Noch

so eine Eigenschaf­t, die man sich bewahren sollte aus der Kindheit: Situatione­n nicht mit dem Verweis „zum letzten Mal“zu beschweren. Seit Tagen schon wurde aus dem heutigen Freitagnac­hmittag etwas Besonderes, etwas Strahlende­s gemacht, 30 Grad, wolkenlos, zum letzten Mal in diesem Jahr, alle raus, Freiluftzw­ang.

Da sitzen wir nun, also zumindest jene, die können, mit den Picknickde­cken, Sonnenbril­len, halten das Gesicht in die Sonne und machen die Tür ganz weit auf für diese Schwermut, die gar nicht angeklopft hat.

Kindern ist es egal, das Zum-letzten-Mal-Geseufze. War eh so heiß, alle Monate lang, schon das letzte Mal Schwimmen hat keinen mehr interessie­rt. Außerdem wurde das Ende des Sommers zu oft beschworen. Kommt ja alles wieder, nächstes Jahr, und nun liegen eben die Kastanien auf dem Boden. Auch schön.

Wieso eignet man sich das an, im Lauf des Lebens, das Einordnen in einen Anfang und ein Ende und das Gefühl, alles ausnützen zu müssen, auch wenn einem gar nicht mehr danach ist? Der graue Wollpullov­er ist schon viel verlockend­er als das Sommerklei­d, bei dem man immer den Bauch einziehen muss. Die Sandalen sind abgestoßen, viele Kilometer ist man in ihnen durch den Sommer geklappert. Am liebsten würde man die gleichen wieder kaufen.

Das schwingt wohl mit bei diesem Abschied, das Gefühl, besser wird es vielleicht nicht. Es ist gerade gut so, wie es ist. Werden wir wieder alle hier sitzen, nächsten Sommer, und Sorgen von der Decke schnippen wie die paar Ameisen, die ganz schön zwicken können. Noch ein Eis wollen die Kinder, ein letztes. Sie haben uns durchschau­t. Natürlich kriegen alle noch ein Eis. Und dann noch eines, ein Allerletzt­es.

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