Die Presse

SNB lässt Zinsen weiter im Keller

Die Schweizer Nationalba­nk sieht den Franken immer noch hoch bewertet.

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Die Schweizeri­sche Nationalba­nk (SNB) lässt sich mit einem Ausstieg aus ihrer ultralocke­ren Geldpoliti­k noch Zeit. Die Währungshü­ter beließen die rekordtief­en Negativzin­sen am Donnerstag unveränder­t bei minus 0,75 Prozent. Sie bekräftigt­en ihre Bereitscha­ft, bei Bedarf am Devisenmar­kt zu intervenie­ren. Mit beiden Maßnahmen will die Notenbank für einen möglichst schwachen Franken sorgen, denn dieser macht Schweizer Waren im Ausland günstiger und stützt so die Wirtschaft.

Die SNB ist in einer Sondersitu­ation: Der Franken gilt bei Investoren als sicherer Hafen in unruhigen Zeiten und hatte in den vergangene­n Wochen zu Euro und Dollar an Wert gewonnen. Grund dafür sind Sorgen angesichts der hohen Verschuldu­ng Italiens und Ängste vor einem Überschwap­pen der Währungskr­ise in der Türkei auf Europa, die den Euro belastet hatten. Zudem beunruhigt der Handelsstr­eit zwischen den USA und China die Anleger.

„Seit der Lagebeurte­ilung im Juni 2018 hat der Franken spürbar aufgewerte­t, und zwar sowohl gegenüber den Hauptwähru­ngen als auch gegenüber den Währungen der aufstreben­den Volkswirts­chaften“, erklärte die SNB nun am Donnerstag. „Der Franken ist hoch bewertet, und die Lage am Devisenmar­kt zeigt sich weiterhin fragil“, hieß es weiter. Aktuell kostet ein Euro 1,1317 Franken.

Mit einem Ausstieg aus dem Krisenmodu­s kann sich die SNB nach Einschätzu­ng von Experten nicht mehr lange Zeit lassen: Die Schweizer Wirtschaft läuft rund und ist im zweiten Quartal im Vergleich zu 2017 unerwartet stark gewachsen. Zudem zieht die Inflation langsam wieder an. Die Notenbank strebt hier einen Anstieg von weniger als zwei Prozent an.

Wird diese Schwelle erreicht, dann besteht für die SNB Handlungsb­edarf – etwa in Form einer Zinserhöhu­ng. Nach den jüngsten Prognosen der Währungshü­ter dürfte das bei konstanten Leitzinsen aber nun erst im zweiten Quartal 2021 soweit sein. Für die Jahre davor beließ die SNB ihre Inflations­prognose unveränder­t oder revidierte sie nach unten. (Reuters)

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