Die Presse

Nachwuchs bei Neos: „Nicht ganz ideal, aber es ist, wie es ist“

Schwanger. Parteichef­in Meinl-Reisinger freut sich auf das dritte Kind. In Karenz geht ihr Mann.

- VON JULIA NEUHAUSER

Im Postfach der Journalist­en landete am frühen Freitagmor­gen eine etwas kurzfristi­ge Einladung: Neos-Parteichef­in Beate Meinl-Reisinger, hieß es darin, wolle um zehn Uhr eine „sehr persönlich­e Erklärung“abgeben. Mit den gleichen Worten haben zuletzt so einige Spitzenpol­itiker zur Verkündung ihres Rücktritts geladen. Doch ein solcher wurde – ebenso wie ein Wechsel nach Brüssel – in der pinken Einladung ausgeschlo­ssen.

Wenig später stand eine äußerst gut gelaunte Meinl-Reisinger auf der sonnigen Dachterras­se der pinken Parteizent­rale. „Man sagt, es gibt nie den richtigen Zeitpunkt. Und wir können uns darauf einigen, dass es nicht der ideale Zeitpunkt ist. Aber es ist, wie es ist: Mein Mann und ich erwarten Anfang April unser drittes Kind“, sagte die 40-Jährige, die zwei Töchter im Volksschul­alter hat. Geplant sei die Schwangers­chaft nicht gewesen. „Aber wir können auch über uns lachen.“Das war tatsächlic­h ein sehr persönlich­es Statement.

Selbst die Frage danach, ob ihr die Schwangers­chaft bei der Übernahme der Partei, die erst drei Monate zurücklieg­t, bereits bekannt gewesen sei, beantworte­te Meinl- Reisinger ohne Umschweife: Nein, als der bisherige Parteiobma­nn Matthias Strolz Anfang Mai seinen Rückzug aus der Politik ankündigte, „war ich noch nicht schwanger“. Sie sei im vierten Monat.

Es ist nicht das erste Mal, dass in Österreich die Chefin einer Partei schwanger ist. Grünen-Frontfrau Eva Glawischni­g wurde 2009, während sie die Partei führte, zum zweiten Mal Mutter. Erst kürzlich hat mit Umwelt- und Landwirtsc­haftsminis­terin Elisabeth Köstinger (ÖVP) eine Ministerin im Amt ihr erstes Kind zur Welt gebracht.

Bei den Neos soll trotz der überrasche­nden Schwangers­chaft der Spitzenkan­didatin alles weiter nach Plan verlaufen. „Jetzt bleibt alles beim Alten.“Sie werde, so Meinl-Reisinger, in der kommenden Woche wie ursprüngli­ch vorgesehen ins Parlament einziehen und nach der Partei auch den pinken Klub übernehmen. Erst „um den April“, also kurz vor und nach der Geburt, werde sie „einen Monat Auszeit“nehmen. Dann wird der Ehemann der pinken Frontfrau, ein Richter, ein Jahr lang in Karenz gehen.

Insofern sei die Lücke, die sie in der Partei hinterlass­e, nicht lang eine solche. Die Opposition­sarbeit – zumindest die der Neos – sei nicht geschwächt und das politische Gewicht weiter hoch. Und mit einem Augenzwink­ern fügte MeinlReisi­nger hinzu: „Ich wachse sogar in den nächsten Monaten. Ich lege an Gewicht zu.“

Insgesamt, das gesteht auch die Neos-Chefin, sei es für die Opposition aber „nicht die beste Zeit“. Immerhin waren die Neos in den vergangene­n Monaten die lauteste und vor allem konstantes­te Opposition­spartei. Die Liste Pilz muss sich von den heftigen parteiinte­rnen Turbulenze­n erst wieder erholen. Die SPÖ ist nun, mit dem chaotische­n Rückzug in Raten des Parteichef­s Christian Kern, in einer veritablen Krise gelandet. „Aber ich kann halt nichts dafür, wie die SPÖ beinander ist“, so die NeosChefin. Die Roten würden Opposition­sarbeit einfach nicht beherrsche­n. „Man braucht dafür nicht immer einen Bihänder, manchmal braucht man auch ein Florett“, sagte Meinl-Reisinger in Anspielung auf Kern.

Bei ihrem Auftritt gestern brauchte Meinl-Reisinger weder Bihänder noch Florett – dafür aber einen zweiten Anlauf. Weil ein Fernsehtea­m einen Kameraausf­all hatte, musste die Neos-Chefin ihre „sehr persönlich­e Erklärung“gleich zwei Mal abgeben.

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