Die Presse

Merkel zieht Beförderun­g Maaßens zurück

Nach Aufruhr wollen CDU und SPD die Causa Maaßen neu aufrollen.

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Ein halbes Jahr nach dem turbulente­n Start der großen Koalition in Berlin und ein Jahr nach dem Absturz bei der Bundestags­wahl ist die SPD in Aufruhr über die ungeliebte „Groko“. Die sozialdemo­kratische Parteiseel­e kocht wegen der Beförderun­g von Hans-Georg Maaßen, dem bisherigen Verfassung­sschutz-Chef, zum Staatssekr­etär ins Innenminis­terium. Seinetwege­n muss, so der Kompromiss nach einer Krisensitz­ung der Großkoalit­ionäre im Kanzleramt, ein SPDStaatss­ekretär im von CSU-Chef Horst Seehofer regierten Superminis­terium Platz machen.

Kanzlerin und CDU-Chefin Angela Merkel und SPD-Chefin Andrea Nahles einigten sich darauf, den Karrieresp­rung Maaßens zurückzune­hmen und die Causa neu aufzurolle­n. Vor allem Nahles war mit einem Proteststu­rm und einer Welle von Parteiaust­ritten konfrontie­rt. Natascha Kohnen, die bayerische Landeschef­in, brachte die Kritik auf den Punkt: Der Deal sei „in der Sache ein schwerer Fehler, politisch nicht nachvollzi­ehbar und nirgendwo vermittelb­ar“. Der linke Parteiflüg­el rund um Juso-Chef Kevin Kühnert drängte sogar auf ein Ende der Koalition.

Nahles hatte zunächst signalisie­rt, dass die SPD-Minister sich bei der Abstimmung über die Personalie im Kabinett demonstrat­iv der Stimme enthalten sollten. In Krisensitz­ungen und Telefonkon­ferenzen mit den Parteigran­den in den Bundesländ­ern, insbesonde­re in Bayern – wo in drei Wochen Landtagswa­hlen stattfinde­n – sowie in einem Brief an die Mitglieder versuchte Nahles den Unmut zu dämpfen.

Der Volkszorn richtet sich auch gegen CDU und CSU. Markus Söder, Bayerns Ministerpr­äsident, betrachtet die Koalition in Berlin als Belastung. Der Missmut spiegelt sich in den Umfragen wider. Im Deutschlan­d-Trend der ARD ist die Union auf 28 Prozent gesunken. Die AfD (18) hat der SPD (17) Rang zwei abgelaufen; in Bayern liegt die SPD abgeschlag­en bei elf Prozent. (vier)

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