Kampf gegen Plastikmüll
Weltmeere. Die Angst vor der Verschmutzung der Ozeane nimmt weltweit zu. Jetzt unterstützen auch Coca-Cola und Co. die Initiative der G7.
Die Bilder sprechen eine klare Sprache: Seevögel, die an Plastikteilen ersticken; Fische, die mit zum Teil giftigen Mikropartikeln angereichert auf den Tisch kommen; Strudel aus Plastikmüll, die auf einer Fläche, so groß wie Texas, auf dem Wasser treiben. Wissenschaftler liefern die Zahlen dazu: Pro Quadratkilometer gibt es mittlerweile 18.000 Plastikteile im Meer, jede Stunde werden 675 Tonnen Müll in die Ozeane gekippt, die Hälfte davon Plastik.
Die internationale Gemeinschaft ist sich dieser tickenden Zeitbombe bewusst. Fünf G7-Staaten (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Kanada) und die EU unterzeichneten bei ihrem Treffen im Juni in Kanada eine Charta gegen die Vermüllung der Meere. Darin verpflichten sie sich, bis 2030 Alternativen für Plastikverpackungen zu finden und bis 2040 sämtliches Plastik wiederzuverwerten. Die EU-Kom- mission hat außerdem vorgeschlagen, Einweggeschirr, Strohhalme, Wattestäbchen und Ballonhalter aus Plastik zu verbieten.
Zwei große Verursacher verweigerten sich allerdings der G7-Initiative: Japan und die USA. Diese Lücke in der weltweiten Plastik-Front wird nun zum Teil geschlossen. Bei einem G7-Ministertreffen in Halifax (Kanada) erklärten sich mehrere Großkonzerne bereit, den Kampf gegen das Plastik im Meer zu unterstützen, unter ihnen Coca-Cola, Unilever, Dow Chemicals und der US-Einzelhandelsriese Walmart.
Ein großes österreichisches Unternehmen ist ebenfalls aktiv geworden: Die OMV erzeugt in einer Pilotanlage pro Stunde aus 100 Kilo Kunststoffmüll 100 Liter Rohöl. In Zukunft soll ein Drittel des heimischen Plastikmülls dort recycelt werden. Für dieses „ReOil“-Verfahren hält die OMV in zahlreichen Ländern das Patent.
Auf Innovation und Einfallsreichtum setzt auch „The Ocean Cleanup“, der Plastik mit Plastik bekämpft. Ein Schiff schleppt eine 600 Meter lange „Schwimmnudel“, von der ein dicht gewebter Vorhang drei Meter tief ins Wasser hängt. Ziel ist der größte Müllteppich der Welt in einem Strudel zwischen Kalifornien und Hawaii, der „Great Pacific Garbage Patch“. Auf einer Fläche, viermal so groß wie Deutschland, treiben dort 1,8 Billionen Plastikteile im Wasser. Mithilfe des Plastikvorhangs soll der Müll eingesammelt werden. Für Tiere besteht keine Gefahr, weil es kein Netz gibt, in dem sie hängen bleiben könnten.
Wie ernst die Situation ist, zeigt auch eine Studie der Weltbank in Washington. Der global produzierte Müll werde bis 2050 um 70 Prozent steigen. Besonders Plastik sei ein Problem. „Wenn es nicht richtig gesammelt und gemanagt wird, wird es Gewässer und Ökosysteme auf Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende kontaminieren.“