Ein Erfolg für das Familienrenommee
Europa League. Salzburg feierte im Stallduell gegen Leipzig als das bessere Pressing-Team einen „speziellen Sieg“. RB-Coach Ralf Rangnick schimpfte über Totalausfälle und kündigte Strafen an.
Das Fußballprojekt von Red Bull stößt sowohl in Österreich als auch Deutschland nicht überall auf Wohlwollen, das sportliche Duell zwischen Leipzig und Salzburg aber war Werbung für den Sport. Österreichs Meister zeigte sich gegen den „großen Bruder“vor allem im Kollektiv überlegen, setzte die von beiden Klubs geteilte Pressing-Philosophie wesentlich konsequenter um und gewann das Stallduell deshalb verdient mit 3:2. „Eine sehr coole Geschichte, ein spezieller Sieg für uns“, frohlockte Salzburg-Trainer Marco Rose, der den späten Siegestreffer von Fredrik Gulbrandsen nach sehenswerter Vorarbeit von Zlatko Junuzovic´ (Ferse) und Hannes Wolf (Außenrist) mit einem Sprint zum Torschützen emotional mitgefeiert hatte.
Die Salzburger kontrollierten die Partie von Beginn an, Leipzig hatte gegen das frühe, intensive Attackieren kein Rezept parat – und Glück, dass Innenverteidiger Ibrahima Konate´ nicht schon nach acht Minuten für ein Foul als letzter Mann mit Rot vom Platz musste. Der junge Franzose bot wie Nebenmann Dayot Upamecano und ÖFBTeamspieler Stefan Ilsanker im Leipziger Defensivverbund keine gute Vorstellung. Der erste Treffer von Munas Dabbur war unmittelbares Resultat davon (20.), wenig später erhöhte ausgerechnet Amadou Haidara, dessen Transfer zu Leipzig im Winter bereits fix sein soll (22.). „Wir wollten intensiver spielen als sie und haben das gut umgesetzt. Wir haben hochgepresst und Fehler erzwungen“, analysierte Rose. „Wir waren das Stück aufmerksamer, das Quäntchen handlungsschneller.“
Einziger Makel im Salzburger Spiel war die selbst verschuldete Wiederbelebung Leipzigs in der zweiten Halbzeit. Ein grober Patzer von Kapitän Andreas Ulmer ermöglichte Konrad Laimer den Anschlusstreffer (70.), den einzig konkreten Angriff der Deutschen verwertete der eingewechselte Yussuf Poulsen zum Ausgleich (82.). „Das müssen wir vermeiden. Das ist auch gegen Roter Stern passiert“, erinnerte Innenverteidiger Andre´ Ramalho an das bittere Champions-LeagueAus. Rose hob angesichts des Siegs positiv hervor, dass seine Mannschaft die Lektion gelernt habe. „Wir haben uns vorgenommen, eine andere Körpersprache zu zeigen, wenn Rückschläge kommen.“
Leipzig-Coach Ralf Rangnick, der insgesamt fünf Ex-Salzburger in der Startelf aufgeboten hatte und in der Pause einen ungewöhnlichen Triple-Wechsel vornahm, verfolgte die Partie mit zutiefst grimmiger Mine und monierte nach dem Abpfiff „Totalausfälle auf zu vielen Positionen“. „Ich stelle mich sonst gern vor meine Jungs, aber das fällt heute nach dem Auftritt in der ersten Hälfte wirklich schwer“, meinte er und kündigte interne Strafen an, da sich einige Profis in der Vorbereitung nicht näher genannte Undiszipliniertheiten geleistet haben sollen.
Auch die Leipzig-Spieler übten harte Selbstkritik. „Das war eine inferiore erste Hälfte, bei der wir alles haben vermissen lassen. So schlecht wie schon lang nicht“, befand Marcel Sabitzer. Rangnick, der von 2012 bis 2015 als Red-Bull- Mastermind auch für Salzburg aktiv war und dafür von den mitgereisten Fans mit Schmähungen bedacht wurde, anerkannte aber auch die Stärke des Gegners. „Man kann gar nicht glauben, dass sie nicht in der Champions League spielen“, sagte der 60-Jährige, der in Leipzig in dieser Saison als Sportdirektor und Trainer fungiert. Eine kurios anmutende Erklärung fand Rangnick in der schwächeren österreichischen Liga mit „Testgegnern auf höherem Wettkampfniveau“, „so können sie sich auf die Highlights in der Europa League konzentrieren“.
Die Aussage wird weder Salzburg noch Rapid, den nächsten Gegner in der Meisterschaft, sonderlich tangieren. Am Sonntag (17 Uhr, live in Sky) kommt es zum Duell der Europacupstarter, mit dem achten Sieg in Folge könnte der Titelverteidiger ausgerechnet den Startrekord der Hütteldorfer aus dem Jahr 1987/88 einstellen. „Das ist eine schöne Aufgabe, der wir uns stellen. Noch dazu, da wir gezeigt haben, wie gut die Mannschaft Fußball spielen kann“, erklärte Rose. „Wir wollen und müssen unsere breite Brust nutzen.“(swi)