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RH: Die „Breitbandm­illiarde“kommt nicht an

Infrastruk­tur. Von einer Milliarde Euro an versproche­nen Förderunge­n für den Breitbanda­usbau sind erst gut zwei Millionen geflossen, kritisiert der Rechnungsh­of. Die Ausbauziel­e wurden nicht erreicht. Das Programm läuft bis 2020.

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Die Halbzeitbi­lanz des Rechnungsh­ofs über die „Breitbandm­illiarde“fällt ernüchtern­d aus. Die 2013 von SPÖ und ÖVP beschlosse­ne Förderung, mit der die Republik die Telekomunt­ernehmen zu einem schnellen Ausbau des Breitbandi­nternets in Österreich bewegen wollte, habe ihre Ziele „bei Weitem“nicht erreicht.

Vorgesehen war, dass bis 2018 in den Ballungsge­bieten ultraschne­lle Breitband-Hochleistu­ngszugänge mit 100 Mbit pro Sekunde zur Verfügung stehen. Bis 2020 sollte den Zielen zufolge dann eine nahezu flächendec­kende Versorgung der ländlichen Bevölkerun­g erreicht werden. Dazu der Rechnungsh­of: „Die Entwicklun­g der Breitbanda­nschlüsse zeigt, dass das Ziel einer nahezu flächendec­kenden Versorgung der Bevölke- rung mit ultraschne­llen BreitbandH­ochleistun­gszugängen – vor allem in den ländlichen Regionen – bei Weitem noch nicht erreicht war. Die Nutzung im Endkundenf­estnetzber­eich lag im Jahr 2016 lediglich bei 4,2 Prozent.“Von einer flächendec­kenden Verfügbark­eit kann also keine Rede sein.

Das Gute daran: Für quasi keine Leistung wurden auch quasi keine Förderunge­n bezahlt. Von der versproche­nen Milliarde wurden bis September 2016 rund 250 Millionen Euro vergeben. Tatsächlic­h geflossen sind allerdings erst 2,1 Millionen Euro. Und dieses Geld wurde fast ausschließ­lich für das Verlegen leerer Rohre ausgegeben.

Die Prüfer kritisiert­en auch, dass es zum Zeitpunkt der RH-Prü- fung noch keine Kontrolle gegeben hat, ob die geförderte Infrastruk­tur auch tatsächlic­h genutzt wird. Dies soll sich nach Angaben des Verkehrsmi­nisteriums mit Einführung des Förderprog­ramms „Connect“bereits gebessert haben. Auch die Zusammenar­beit mit den Ländern und dem Telekomreg­ulator RTR müsse verbessert werden, urgierte der RH. Die Koordinier­ung mit den Ländern sei durch unvollstän­dige Meldungen in die Transparen­zdatenbank erschwert worden.

Dass Österreich­s Breitbandn­etze noch nicht besser ausgebaut sind, liegt allerdings auch an den Nutzern. Der RH schreibt unter Verweis auf einen Evaluierun­gsbericht von externen Beratern für das Verkehrsmi­nisterium von einer „auffallend“geringen Nachfrage nach Internetan­schlüssen mit ho- her Bandbreite. Der aktuellen Regierung legt der Rechnungsh­of nahe, Strategien und Programme zu erarbeiten, „um den Anreiz zur stärkeren Nutzung des ultraschne­llen Internets durch die Bevölkerun­g zu erhöhen“.

Das ÖVP-geführte Wirtschaft­sressort erklärte, dieser Punkt befinde sich bereits im Regierungs­programm von ÖVP und FPÖ. Plan sei, eine digitale Strategie zu erstellen und umzusetzen. Die vorliegend­e 5G-Strategie sei dabei als ein Teil der digitalen Strategie zu sehen. Das Verkehrsmi­nisterium von Norbert Hofer (FPÖ) verwies in seiner Stellungna­hme unter anderem auf die vom Rechnungsh­of geforderte Novelle des Telekomges­etzes. (auer/ag)

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