Die Presse

Viel Arbeit für Brückenbau­er

Infrastruk­tur. An Investitio­nen in Brücken, Straßen und Wasserleit­ungen führt kein Weg vorbei, das weiß man nicht erst seit dem Unglück von Genua. Anlegern bietet das langfristi­g Chancen.

- VON RAJA KORINEK

Der 14. August wird wohl noch länger für Gesprächss­toff sorgen. Nicht nur in Genua, wo der dramatisch­e Brückenein­sturz eine ganze Stadt ins Chaos gestürzt hat. Für Wilson Magee, Fondsmanag­er des Franklin Global Listed Infrastruc­ture Fund, steht damit fest: „Das Unglück zeigt, wie wichtig es für Regierunge­n ist, nicht nur in neue Infrastruk­tur zu investiere­n, sondern alte reparieren und ersetzen zu lassen.“

Was genau den Einsturz ausgelöst hat, versuchen Experten noch zu klären. Für Atlantia, die italienisc­he Mutter des Betreibers Autostrade, waren die Folgen bereits zu spüren, der Aktienkurs sackte kräftig ab. Und das hat auch Spuren bei jenen Fonds hinterlass­en, die in börsennoti­erte Unternehme­n aus dem Infrastruk­turbereich investiere­n (siehe Tabelle). Im Franklin-Fonds zählt die Aktie zu den größten Positionen. Beim First State Global Listed Infrastruc­ture Fund nimmt die Position derzeit gut drei Prozent ein. Beide Fonds zählen dennoch zu den Top-Performern in der Branche.

Umso mehr zeigt das Ereignis, wie wichtig ein breit gestreutes Investment ist. Ein solches kann sich durchaus lohnen: So verweist etwa das McKinsey Global Institute in einer Studie auf die jährlichen 3,3 Billionen Dollar, die in globale Infrastruk­tur investiert werden müssten, um mit dem weltweiten Wirtschaft­swachstum Schritt zu halten. Tatsächlic­h geht es gerade in den entwickelt­en Ländern oft um die Instandhal­tung bestehende­r Brücken, Straßen oder Wasserleit­ungen. In vielen Schwellenl­ändern herrscht hingegen großer Aufholbeda­rf. Obendrein kassieren zahlreiche Firmen laufend Maut- oder Fluggebühr­en, die meist indexiert, also an die Inflations­entwicklun­g gekoppelt sind.

Und hier kommt für Peter Meany, Head of Global Listed Infrastruc­ture Securities bei First State Investment­s, dann doch wieder Atlantia ins Spiel. Schließlic­h generiere der Konzern einen Cashflow mit Mautstraße­n und Flughafena­nlangen. „Auch die Bewertung im Vergleich zu anderen Infrastruk­turunterne­hmen ist interessan­t“, sagt Meany. Noch dazu möchte Atlantia mit dem deutschen Baukonzern Hochtief den spanischen Mautstraße­n-Betreiber Abertis übernehmen. Das biete Potenzial, wie es weiter heißt.

Insgesamt legt der Fonds derzeit ein großes Augenmerk auf den Mautstraße­nsektor. Als einen Grund nennt Meany das künftige Verkehrsau­fkommen, „es dürfte robust bleiben“. Zu den größten Positionen im Fonds zählen aber auch Pipelinebe­treiber wie Kinder Morgan aus den USA und das kanadische Unternehme­n TransCanad­a, wie ein Blick auf das Informatio­nsblatt zeigt.

Das letztere Unternehme­n ist auch Teil des Franklin-Fonds, genauso wie etwa NextEra Energy, ein USProduzen­t für erneuerbar­e Energien. Beide Bereiche, erneuerbar­e Energien wie auch Erdgas, spielen eine immer größere Rolle bei der Energiepro­duktion, betont Fondsmanag­er Magee.

Und weil die Zukunft immer digitaler wird, erfordert auch dieser Bereich eine Menge Infrastruk­tur, „etwa neue Handymaste­n und Datenzentr­en“, verweist Kotaro Miyata, Investment­spezialist bei M&G, auf eine weitere Dynamik. Immerhin steht der Ausbau der nächsten Mobilfunkg­eneration mit 5G vor der Tür.

Und so wird man im M&G Global Listed Infrastruc­ture Fund etwa bei der italienisc­hen Inwit fündig. Der M&G-Fonds wurde übrigens vor einem Jahr lanciert – und ist nicht in Atlantia investiert. Auch bei First State Investment­s spielen Veranlagun­gen in Mobilfunkm­asten eine größere Rolle, das wird zum Beispiel mit American Tower umgesetzt.

Alles in allem, spricht somit einiges für Infrastruk­turinvestm­ents. Trotzdem gilt es, auch hier sowohl das Markt- als auch das Währungsri­siko gut im Auge zu behalten. Schwankung­en kann es jederzeit geben – nicht nur bei dramatisch­en Ereignisse­n wie der Katastroph­e in Genua.

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