Der Schwarze Block, die türkise Bewegung und ihr weiser Kanzler
Mit der Umfärbung der Volkspartei bewies Kurz Weitsicht.
D ie Farbenlehre, leidenschaftlich umstritten, seit Goethe versucht hat, Newtons wissenschaftliche Theorien zum Licht anschaulich zu widerlegen, hat diesen Freitag nach eins im Gegengift eine radikale Richtungsänderung ausgelöst. Ausgerechnet die bunten Vögel in unserer ornithologischen Abteilung leisteten Abbitte bei unserem Bundeskanzler: Es sei sehr weise von Sebastian Kurz gewesen, die Parteifarbe der ÖVP zu wechseln – von Schwarz zu Türkis. Während die Hörndl- und Körndlbauern erst höhnten, diese Zuckerlfarbe komme weder in der Landwirtschaft noch in der Natur vor, dann sogar einen Verlust an Seriosität befürchteten, zeigt sich nun Kurzens europäische Weitsicht.
Wie stünden wir Österreicher derzeit sonst da? Selbst international wird berichtet, ein „Schwarzer Block“habe beim Gipfel in Salzburg versucht, das segensreiche Wirken der Europäischen Union zu stören, indem er unter vollem Körpereinsatz und sogar mit Stahlstange beweisen wollte, dass die Polizei hierzulande zu brutaler Staatsgewalt neige. Die Balkanroute blieb zwar dicht geschlossen, doch die Bayernroute war weit offen. Von dort infiltrierten Scharen vermummter Dunkelmänner das Bergland und übertönten in Salzburg den lieblichen „Sound of Music“, der die Welt eint. E inst hätte das Wort „schwarz“ausgereicht, um die Schuld an bürgerkriegsartigen Zuständen dem Bürgerblock zuzuschieben. Türkis bleibt die neue ÖVP völlig unbelastet. Nein, der „Schwarze Block“ist keine Teilorganisation einer konservativen Bewegung. Den Begriff prägte die deutsche Bundesanwaltschaft, als sie 1981 in Frankfurt am Main gegen mutmaßliche Mitglieder einer Terrorgruppe ermittelte. Unter finsteren Deckmänteln operieren heute völlig autonom extreme Linke, Rechte und selbst jene, die Frieden exzessiv durch Gewalt erzwingen wollen. Möglich, dass sich unter Schwarz auch Rotfront verbirgt.