Den Garten anlegen – genau jetzt
Pflanzsaison. Neues Grün kann man sich zwar fast ganzjährig in den Garten holen, der Herbst hat aber seine Vorteile. Weniger Stress für die Pflanzen. Und viel Zeit, um Wurzeln zu schlagen.
Erfahrene Gartenfreunde wissen es: Der Herbst ist der beste Moment, um dem Garten ein neues Gesicht zu verleihen – oder überhaupt erst einen anzulegen. „Bis zur Erfindung des Kunststoffs war die Gartensaison im Herbst und nicht im Frühjahr“, sagt Ludwig Starkl jun. aus der gleichnamigen Gärtnerdynastie. Erst der Einsatz von Kunststofftöpfen habe es möglich gemacht, Pflanzen im Topf fertig zu kultivieren. Das brachte mehr Flexibilität ins Gartenjahr. „Jetzt kann man das ganze Jahr pflanzen, auch im Hochsommer.“
Dennoch sei dem Herbst der Vorzug zu geben, weil sich die in dieser Jahreszeit gesetzten Bäume, Sträucher und mehrjährigen Blühpflanzen dann ganz dem Wurzelwachstum widmen können. „Die ganze Kraft geht in die Verwurzelung und nicht in das Wachstum von Blättern, Blüten oder Früchten“, erklärt Starkl. Auch der Stress durch die sommerliche Hitze falle weg. Vorsicht ist allerdings beim Anlegen von Rasenflächen geboten. „Das sollte wegen der Frostgefahr spätestens im September geschehen“, sagt Erwin Piribauer, gärtnerischer Leiter der Kittenberger Erlebnisgärten.
Wer einen Gemüsegarten sein Eigen nennen will, kann ebenfalls im Herbst zur Tat schreiten. Und möglicherweise bereits im Winter das erste Gemüse wie Feldsalat oder Kraut ernten. Auch für das Anlegen von Hochbeeten empfiehlt sich diese Jahreszeit, sind doch Materialien zum Befüllen, wie Falllaub oder Äste, zur Genüge vorhanden. Aber nicht nur im Hinblick auf Pflanzen ist im Herbst Hochsaison. „Schwimmteiche, Natursteinmauern oder Terrassen kann man ebenfalls jetzt errichten“, sagt Piribauer.
Bevor man allerdings zu Spaten, Schaufel und anderem Werkzeug greift, sollte man sich einige Gedanken machen. Soll der Garten ein verlängertes Wohnzimmer sein? Oder eher ein Nutz- und Spielgarten? Und vor allem: Wie viel Zeit will und kann man der Pflege widmen? Denn eines steht für Starkl fest: „Ein Garten ist eine Arbeit, die niemals endet.“Selbst wenn Rasenroboter und Bewässerungsanlage zum Einsatz kommen, gilt es, Bäume oder Sträucher zurückzuschneiden, Verblühtes zu entfernen oder Unkraut zu zupfen.
Hat man sich über die Nutzung geeinigt, geht es an die Gestaltung. Welche Elemente wünscht man sich? Natursteinmauern? Einen Bachlauf? Einen Spielplatz? Und welche Materialien für die Wege – Beton, Natursteine, Holz? „Danach denkt man an die Ausstattung, vom Gerätehaus bis zur Bewässerung oder dem Komposthaufen“, sagt Piribauer. Ist all das geklärt, geht es ans Eingemachte, die Bepflanzung. Gartenfreunde setzen ihm zufolge derzeit stark auf Diversität: Viele verschiedene Arten sind gefragt, vor allem einheimische.
„Der Garten sollte das ganze Jahr über attraktiv sein“, sagt auch Starkl. Dank verschiedenster Blumen, Sträucher, Bäume, Gräser – und ihrer Blüten, Fruchtstände, Blätter oder Rinden – sei das problemlos möglich. Im Zusammenhang mit der Bepflanzung hat Starkl noch einen Rat parat: „Man sollte immer in die Zukunft der Pflanze denken und dafür den jeweiligen Platz einplanen.“Denn sie
Ins Gartencenter fahren, wahllos kaufen, was gefällt, und ebenso wahllos einpflanzen: Das kann Spaß machen. Fraglich ist aber, ob einem das Resultat in einem Jahr noch gefällt. Zuerst die gesamte Anlage zu planen, bewährt sich meist besser. Wer das in Eigenregie tun will, kann auch auf (zum Teil gratis) im Web angebotene Planungssoftware zurückgreifen. wird in die Höhe oder Breite wachsen, das sollte bei der Bepflanzung mitgedacht werden. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich zudem mittels Bodenproben einen Eindruck von der Bodenqualität verschaffen. „Diese zeigen, wie viel Stickstoff und organische Substanzen im Boden sind“, sagt Piribauer.
Der Anteil Letzterer sollte bei fünf bis sechs Prozent liegen. Weil sie sich in den obersten Bodenschichten befinden, rät er, beim Hausbau dafür zu sorgen, dass nach dem Aushub die oberste Schicht aufbewahrt wird. „Ich meine damit die obersten 30 Zentimeter des Aushubs, da sich dort die organischen Substanzen befinden“, sagt Piribauer. Diese Erdmassen könnten in den Garten eingebracht werden.
Aber nicht nur Gärten, auch Balkonen kann man jetzt neues Leben einhauchen. „Balkone und Terrassen sind Orte mit hoher Frequenz. Man hält sich dort lange und viel auf“, sagt Starkl. Dementsprechend attraktiv sollten diese Freiluftwohnzimmer sein, es empfehle sich eine Kombination aus mehrjährigen Pflanzen, beispielsweise Gräsern, und einjährigen Balkonblumen. Kräuter und Stauden sind ebenfalls willkommen.
„Gut ist es, wenn man Pflanzen in Töpfen im Herbst mit frischem Substrat versorgt“, rät Piribauer. Bei empfindlichen Pflanzen sollte man angesichts von Nachtfrösten oder Minusgraden im Winter auch an Abdeckungen denken. „Man kann Rosen in Töpfen beispielsweise mit Jute abdecken“, erklärt Piribauer.