Die Presse

Wohin die (Geschäfts-)Reise geht

Business Travel. B2C-Reisebüros haben es nicht leicht. Mehr als 80 Prozent der Privaten organisier­en sich heute ihre Reisen selbst. B2B sind es erst 25 Prozent. Weil die Reisebüros hier ihre Vorzüge besser herausarbe­iten.

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Mehr als 80 Prozent der Privatkund­en organisier­en sich ihre Reisen heute über Checkfelix, Trivago, Airbnb und Co. selbst. Nur wenige B2CReisebü­ros schafften es, ihren Mehrwert für sie herauszuar­beiten.

Verständli­cherweise wird auch von Firmenreis­estellen selbst gebucht, was nur geht. Außer es wird komplizier­t – und das wird es oft. Dann lagert man an das B2B-Reisebüro seines Vertrauens aus, weshalb hier erst 25 Prozent der Aufträge verschwand­en. Doch der Aufwand pro Auftrag steigt.

Druck kommt auch von der anderen Seite, von Algorithme­n, die Flugpreise stündlich ändern und von Fluglinien, die jede Leistung extra bepreisen und die Buchung komplizier­t machen.

B2B wiederholt jedoch nicht den Fehler der B2C-Kollegen. Den Mehrwert für den Kunden behält man immer im Auge. Peter Tolinger, Ko-Geschäftsf­ührer der Verkehrsbü­ro Business Touristik, will die beiden Sparten gar nicht miteinande­r vergleiche­n: „Da sind feine Unterschie­de. Der Privatbuch­er entscheide­t nach der Abflugzeit, für den Geschäftsr­eisenden ist die Ankunft wichtig. Der Private sucht nach Preis und Nähe zu touristisc­hen Zielen, der Geschäftsr­eisende schaut weniger auf den Preis als auf die Nähe zum Meetingort.“

Am wichtigste­n aber: Wer drückt die Enter-Taste? Oder anders: Ist die Kollegin von der Buchungsst­elle schuld, wenn etwas schiefgeht, oder muss es das Reisebüro ausbaden? Wie überhaupt Business-Touristike­r ihren Wert am besten ausspielen können, wenn etwas schiefgeht. Wenn sie den Boss sicher zurückhole­n, auch wenn das Airlineper­sonal gerade streikt. So kann der Kunde seiner Mitarbeite­r-Fürsorgepf­licht ohne eigenen Aufwand nachkommen.

Er lagert auch ein weiteres kniffliges Thema aus: das Trennen von Geschäftli­chem und Privatem bei den sogenannte­n Pleasure-Reisen. Diese nehmen deutlich zu. Ist das Meeting in Paris zu Ende, kommt die Ehefrau nach und man gönnt sich das Wochenende. Doch wo endet das Berufliche, wo beginnt das Private? Der Firma ist es nur recht, wenn sie sich nicht mit Themen wie Sachbezug, Datenschut­z und der neuen Pauschalre­iserichtli­nie herumschla­gen muss.

Zwei B2B-Geschäftsf­elder sind im Kommen. Sie heißen Door-to-Door und End-to-End. Ersteres meint Konzepte, mit deren Hilfe der Reisende eine nahtlose, digital durchgepla­nte Verbindung von der Haustür bis zum Meeting am Ziel- Laut Peter Tolinger (Bild), Ko-Geschäftsf­ührer beim Marktführe­r Verkehrsbü­ro Business Touristik, sind zwei Geschäftsf­elder im Kommen: Bei beginnt die digitale Reiseplanu­ng von der Haustür weg. bildet alle Vorgänge von Planung bis Nachbearbe­itung auf einer einzigen Plattform ab. ort und wieder zurück bekommt. In Österreich ist das noch sehr lückenhaft. Tolinger: „In London können Sie Uber-Taxis schon vorbestell­en. In Österreich nicht.“Diese Lücken will er mit seiner KDSNeo-Plattform bald schließen. Solange müssen sich heimische Kunden mit der Wegbeschre­ibung von Google Maps zufriedeng­eben.

End-to-End meint einen Prozess, der alle Vorgänge von Reiseplanu­ng bis Abrechnung und Nachbearbe­itung über ein einziges Tool abwickelt. Das Zauberwort heißt künstliche Intelligen­z (KI) bei geschriebe­nem Text und gesprochen­er Sprache. In Europa ist das über weite Strecken Zukunftsmu­sik, Amerika ist da weiter. In den USA sei er kürzlich am Telefon an einen Chatbot geraten, erzählt Tolinger, und hätte das fünf Minuten lang nicht bemerkt: „Er hat sogar künstliche Pausen gemacht.“

Lang wird es auch bei uns nicht dauern: Buchen über KI und lernfähige Systeme, bezahlen und abrechnen über mobile Lösungen. Dorthin geht die Reise. (al)

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