Und der Heilige Michael thront auf einem Vulkan
Frankreich. In der Auvergne und an der Rhoneˆ kann man neben Welterbe-Stätten auch Wein, Essen und ausgedehnte Radrouten entdecken.
Unser Guide Didier freut sich. Er hat bei unserer gemütlichen Wanderung vom Puy de Domeˆ herunter einen großen Parasol gefunden. Kaum hat er ihn vorsichtig gepflückt (die Wurzel bleibt im Boden), schon beginnen die Diskussionen: Sollte er dieses Prachtexemplar von einem Riesenschirmling mit Zwiebeln und Eiern anbraten? Panieren? Oder nur ein wenig in leicht gesalzener Butter schwenken? Da wird einem klar, was die Franzosen mit den Österreichern über alle sprachlichen Barrieren hinweg verbindet: die Liebe zum Essen. Und zum Wein. Wer sie teilt, ist im südlichen Rhone-ˆTal und in der Auvergne bestens aufgehoben . . .
Nur ein Stündchen südlich von Lyon liegt das schon namentlich anheimelnde Vienne. Es ist der Ausgangspunkt unserer Reise – und wie auch Wien hat dieser Ort eine rege Geschichte samt steinernen Zeugen aus der Römerzeit (darunter den bestens erhaltenen Tempel von Augustus und Livia und das römische Theater, in dem heute das jährliche Jazzfestival der Stadt gastiert). Im Musee´ Gallo- Romain am gegenüberliegenden Flussufer kann man Mosaike und Stauten bewundern und durch die Ausgrabungen im Garten flanieren. Hier hat man auch einen herrlichen Blick auf das Rhone-ˆTal, an dessen Hängen der Wein reift, der nach der Region benannt ist.
Das bis an die Tore der Stadt reichende kleine, aber weithin bekannte Weinbaugebiet Cote-ˆRotieˆ gehört zu den ältesten Frankreichs. Und wer sich von hier aus mit dem Fahrrad in Richtung Süden auf den Weg macht, der kann nicht nur die steilen Weinterrassen und hübschen Obstplantagen bewundern, sondern auch den süffigen Wein verkosten, zu dem die Einheimischen so originelle Spezialitäten wie Andouillette (eine Wurst aus Innereien) oder überbackene Markknochen essen.
815 Kilometer lang wird die noch nicht ganz vollständige Via Rhonaˆ sein: Ein Radweg, der vom Genfer See den Fluss entlang bis zur Mittelmeerküste reicht, von den Alpen über die Weinberge der Cotesˆ du Rhoneˆ bis in die südliche Provence. Etwa 80 Kilometer südlich von Lyon erreicht man das maleri- sche Tournon-sur-Rhoneˆ – und das am anderen Flussufer gelegene Tain-l’Hermitage, das die verführerische Cite´ du Chocolat Valrhona beherbergt: Ein Ort der perfekten Vermarktungskunst, wo man Schokolade riechen, verkosten, verkochen und kaufen kann – nur leider nicht drin baden, wie wir es uns erträumt hätten.
Wie so viele Städte der Region hat Tournon nicht nur eine lange Geschichte, die bis ins Mittelalter zurückreicht, sie ist auch an allen Ecken der Stadt allgegenwärtig. Eines der ältesten Häuser der Stadt etwa wurde zum Hotelˆ de la Vil- leon umgebaut. Ein hübsches Boutique-Hotel mit einem naturbelassenen Terrassengarten, in den eine 200 Jahre alte Glyzinie geleitet, die sich die Steintreppe emporrankt und schon manches Eheversprechen gehört hat.
Gleich neben Tournon liegt SaintJean de Muzols, wo die Museumseisenbahn Train de l’Ard`eche zu einer netten zweistündigen Fahrt einlädt. Auf engen, harten, aber dafür historischen Sitzbänken wird man von einer Dampflok durch ein herrliches Panorama gezogen, an kleinen Schluchten vorbei, über Brückenbögen und durch Kastanienwälder führt die Route flussaufwärts bis Lamastre. Wer will, kann sein Fahrrad in einen alten Güterwagon wuchten – und dann auf dem Drahtesel durch diese vom Massentourismus verschont gebliebene Gegend zurück an den Ausgangspunkt radeln.
Wir lassen die Rhoneˆ hinter uns – und machen (ohne Rad) einen Abstecher nach Westen, in das Städtchen Le Puy-en-Velay, dessen Häuser sich rund um zwei ehemalige Vulkanschlote legen. Auf dem einen thront eine riesige