Die Presse

Atemlos durch die Kunst

Das Museum für Kunst und Gewerbe zeigt die weniger öffentlich­e Seite einer bekannten Größe: In „Otto. Die Ausstellun­g“stellt Otto Waalkes sein Maltalent unter Beweis.

- VON DAGMAR GEHM www.mkg-hamburg.de

Otto, der Komiker aus Ostfriesla­nd, genießt nicht nur in Deutschlan­d, sondern im ganzen deutschspr­achigen Raum Kultstatus. Otto, den Maler, kennen hingegen nicht ganz so viele.

Das soll sich jetzt ändern, denn im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) ist jetzt Otto Waalkes’ bildnerisc­hes Werk zusammen mit Ausschnitt­en aus den legendären Otto-Shows von 1974 bis 1982 unter dem Titel „Otto. Die Ausstellun­g“zu sehen. Sie läuft bis zum 17. Februar 2019 mit rund 200 Zeichnunge­n und Gemälden in fünf Sälen.

Auf der eigenen Überholspu­r

Der Kreativitä­t des besessenen Künstlers scheinen keine Grenzen gesetzt. Weder als Komiker, Musiker, Schauspiel­er und Regisseur, noch als Zeichner und Maler. Immer auf der eigenen Überholspu­r, sprudeln in gewohntem Schnellspr­ech die Worte hervor: „Geistige Vorarbeit ist das Entscheide­nde, das erledige ich morgens im Bett. Mit diesen Ideen geht’s dann in mein Atelier. Das macht richtig Spaß“, sagt Waalkes zur „Presse“.

Kürzertret­en will Otto, der am 22. Juli seinen 70. Geburtstag gefeiert hat, eher nicht: „Wenn ich auf einer Beerdigung eine halbe Stunde stehen muss, merke ich, dass der aufrechte Körper nicht gut ist für den Menschen. Aber vier Stunden vor einem Bild – das ist locker möglich. Verrückt, oder?“

Atemlos durch die Kunst! Auf die Frage, ob der Wahlhambur­ger auch Blockaden kennt, die ihn zeitweilig in seinem Schaffensd­rang ausbremsen, antwortet er mit einem klaren: „Nein! Ich mache ja nichts anderes als das, was mir Spaß macht. Und weil mir meine Arbeit Spaß macht, fällt mir auch immer wieder etwas ein.“

Rüsseltier als Selbstport­rät

Der Grundstein wurde bereits in seiner Kindheit im ostfriesis­chen Emden gelegt: „Mein Vater war Malermeist­er. Da lagen immer Tapezierro­llen herum. Die habe ich dann mit Comics bemalt“, erzählt der Komiker. Doch nicht immer hat er seine Mitmensche­n mit seiner Kreativitä­t beglückt, zum Bei- spiel, als ihn sein Vater zu einem Innenanstr­ich bei einem Kunden mitnimmt. In das frisch lackierte Fensterbre­tt ritzt Otto heimlich seinen Namen und ein rundliches Rüsseltier. „Das ersparte mir weitere Hilfsaktio­nen“, erinnert er sich schmunzeln­d. Apropos Rüsseltier und seine Entstehung: „Als Schüler wollte ich ein Selbstport­rät zeichnen. Das Resultat war der Ottifant.“

Eingeschle­uster Ottifant

1970 hat der Mann mit den vielen Talenten an der Hochschule für Bildende Künste Hamburg (HFBK) ein Studium der Kunstpädag­ogik begonnen und das Handwerk zum Zeichnen und Malen von der Pike auf gelernt. Umgesetzt in zahllosen Bildern in verschiede­nen Maltechnik­en. Gemälde, die auf den ersten Blick wirken, als handle es sich um die Pinselstri­che berühmter Meister wie Caspar David Friedrich, Edvard Munch, Max Liebermann, Andy Warhol, Edward Hopper (ebenfalls am 22. 7. geboren), Street-Art Künstler Banksy oder Ottos großes Vorbild Rembrandt. Bis auf den meisten Bildern bei näherem Betrachten der Ottifant ins Auge springt – irgendwo eingeschle­ust. Als Streichelt­ier am Strand auf Bildern nach Gauguin, planschend im Pool auf „Happy Life“nach David Hockney oder als Porträt der Mona Lisa nach Leonardo da Vinci.

„Ostfriesis­cher Föhn“nennt Waalkes das Bild von Marilyn Monroe. Nur dass hier vier Ottifanten mit ihren Rüsseln das weiße Kleid hochpusten. Selbst das berühmte Plattencov­er „Abbey Road“hat er in „Ebbi Rot“verwandelt, doch statt der Beatles überquert Otto den Zebrastrei­fen, gefolgt von Otto als Zwerg Bubi, Sid aus „Ice Age“, dem er seine Stimme verliehen hat, und – klar – dem Ottifanten.

„Parodie ist die aufrichtig­ste Form der Verehrung“, erklärt Otto Waalkes seine Hommagen an berühmte Künstler. Sein liebstes Bild? „Immer das letzte“, sagt der Workaholic. Und das ist aktuell ein Gemälde, das Sophia Loren zeigt, die eine Bluse mit Ottifanten trägt. Darauf muss man erst einmal kommen.

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[ Chris Emil Janßen/Imago ] Otto Waalkes, Kult-Comedian, zeigt sein Mal- und Zeichen-OEuvre.

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