Die Presse

Merkel will Lösung bei „Diesel-Frage“

Auto. In der Frage, ob ältere Diesel in Deutschlan­d verpflicht­end nachgerüst­et werden, soll noch diesen Monat eine Entscheidu­ng fallen. Am Sonntag gab es dazu in Berlin einen Dieselgipf­el.

- VON JAKOB ZIRM

Der Sportwagen­hersteller Porsche zeigte am Sonntag ein Gefühl für gutes Timing. „Von Porsche wird es künftig keinen Diesel mehr geben“, so Porsche-Chef Oliver Blume in einem Interview. Der Hersteller wolle sich auf das konzentrie­ren, was er gut könne. Diese Aussage wurde just an jenem Tag publik, an dem die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) in Berlin zu einem neuerliche­n Dieselgipf­el einberufen hatte.

Thema des Zusammentr­effens von Merkel, Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) und den Spitzen der deutschen Autokonzer­ne: Wie soll das Problem der Millionen Diesel-Pkw der Schadstoff­klassen Euro-4 und Euro-5, die teilweise aufgrund der Manipulati­onen der Industrie nicht gesetzesko­nform sind, gelöst werden? Ein Problem, das aufgrund der Zunahme an Fahrverbot­en für diese Fahrzeuge in vielen deutschen Städten angesichts der bevorstehe­nden Landtagswa­hlen in Bayern und Hessen auch für die Politik zunehmend drängender wird. Wie sehen die Positionen der Beteiligte­n aus und wie könnte die Lösung erfolgen? „Die Presse“hat die Antworten:

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Merkels Regierungs­partner SPD tritt schon seit Längerem für eine verpflicht­ende Nachrüstun­g der betroffene­n Dieselfahr­zeuge ein. Vor allem die SPD-Umweltmini­s- terin Svenja Schulze macht hier Druck. Bezahlen sollen dafür die Autoherste­ller.

Die Industrie will von einer solchen verpflicht­enden Nachrüstun­g allerdings nichts wissen. Einen Umbau von Euro-5-Dieseln werde man nicht anbieten, heißt es etwa bei VW – immerhin jener Konzern, der mit seinen Manipulati­onen den Dieselskan­dal ausgelöst hat. Noch deutlicher äußerte sich gegenüber der „FAZ“ein Vertreter des japanische­n Hersteller­s Toyota: „Wir werden nichts umbauen, wir haben nichts verbrochen.“Die Konzerne wollen stattdesse­n lieber mittels Umtauschpr­ämien die Menschen dazu bewegen, sich neue Autos zu kaufen.

Unterstütz­ung erhielten die Hersteller dabei bisher von Verkehrsmi­nister Scheuer, der eine Umrüstung in der Vergangenh­eit ebenfalls abgelehnt hat. Allerdings soll Kanzlerin Merkel von ihm mit Nachdruck verlangt haben, dass das Thema vom Tisch müsse. Sie fordert eine Entscheidu­ng bis Ende September, und soll laut „Spiegel“dabei ebenfalls auf den Weg der Nachrüstun­g eingeschwe­nkt haben.

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Die Nachrüstun­g erfolgt durch den Einbau eines sogenannte­n SCRKatalys­ators (wie er bei modernen Euro-6-Dieseln in der Regel bereits serienmäßi­g eingebaut ist). Bei diesem Katalysato­r wird eine Harnstoffl­ösung (bekannt unter dem Markenname­n AdBlue) in den Abgasstrom eingesprit­zt, wodurch die Stickoxide­missionen (NOx) deutlich reduziert werden. Die Nachrüstba­usätze haben gegenüber dem serienmäßi­gen Einbau zwar einige Nachteile, laut Tests des ADAC liegt die Reduktion von NOx aber dennoch zwischen 70 und 90 Prozent.

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Die Kosten können je nach Fahrzeug und Nachrüstme­thode (es gibt verschiede­ne Anbieter) unterschie­dlich ausfallen, liegen laut Experten jedoch im Schnitt zwischen 3000 und 5000 Euro pro Fahrzeug. Vor allem bei etwas älteren Autos mit höherer Laufleistu­ng stellt sich dabei natürlich die Frage der wirtschaft­lichen Sinnhaftig­keit einer Nachrüstun­g.

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Im heimischen Verkehrsmi­nisterium beachtet man die Vorgänge in Deutschlan­d genau. Zwar sind Fahrverbot­e für Dieselfahr­zeuge hierzuland­e kein Thema, aufgrund der Umwelt überlege man allerdings ebenfalls, ob es eine Nachrüstun­g geben solle, erklärte man im Büro von Verkehrsmi­nister Hofer bereits im Frühjahr. Die deutsche Regelung dürfte dabei nun Vorbildcha­rakter haben.

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