Graue Schatten über Silber
Zertifikate. Fast unbemerkt ist auch der Silberpreis im Zuge der Goldbaisse abgesackt. Experten sehen Anzeichen einer Bodenbildung.
Besonders „edel“hat sich heuer der Kursverlauf weder beim Edelmetall Gold noch beim Silber verhalten. Und das, obwohl es an geopolitischen Konflikten kaum mangelt. Da wird ja in der Regel gern das Gold, aber auch Silber als sicherer Hafen aufgesucht. Wobei letzteres Edelmetall oft auch als der „kleine Bruder“gehandelt wird. Es kostet weniger pro Unze, kann somit schon mit kleineren Summen gekauft werden.
Doch so richtig will die alte Binsenweisheit derzeit nicht funktionieren. Das führen Marktbeobachter letztendlich auf die USZinsanhebungen zurück. Sichere US-Staatsanleihen sind dann interessanter, zumal Anleger damit wieder höhere Renditen lukrieren können. Ein Investment in Edelmetalle bringt hingegen keine Zinsen, es gibt nur die Hoffnung, dass die Kurse weiter steigen. Obendrein hat zumindest bis vor Kurzem der Dollar kräftig zugelegt, was die Notierung oft belastet. Da Rohstoffe grundsätzlich in der USWährung gehandelt werden, schmerzt ausländische Investoren ein Anstieg umso mehr. Vor allem Käufer aus den Schwellenländern bleiben dann aus.
Hinzu kommt ein weiterer Grund, auf den die Experten der Bank Vontobel verweisen: Der Silberpreis wurde aufgrund seiner Verwendung in der Industrie auch von den sinkenden Industriemetallpreisen in Mitleidenschaft gezogen. Diese Gruppe an Rohstoffen hat in den vergangenen Wochen unter dem eskalierenden Handelsstreit zwischen den USA und China gelitten. Und so geht die Talfahrt bei der Silbernotierung munter weiter, derzeit naht die Marke von 14 Dollar je Unze.
Doch der längerfristige Ausblick zeichnet ein anderes Bild. Tatsächlich landet rund die Hälfte der Silberförderung in der Industrie, wobei Mexiko, Peru und China für den meisten Nachschub sorgen. Und sie finden genügend Absatz. Vor allem die Elektronikbranche hat nämlich großen Bedarf an Silber, denn der Trend zu mehr Automatisierung wächst. Die LBBW-Analysten sehen jedenfalls erste Anzeichen für eine mögliche Bodenbildung. „Fundamental spricht die Lage am Silbermarkt eher für steigende Notierungen“, meint etwa Frank Klump.
Denn in den vergangenen zwei Jahren sank die Minenproduktion, das Recyclinggeschäft sogar noch länger. Die Nachfrage sei hingegen recht stabil, meint Klump, sodass es am Silbermarkt seit 2013 ein Angebotsdefizit gibt. „Sobald der Blick sich wieder auf die Fundamentaldaten richtet, sollte es mit dem Silberpreis nach oben gehen“, meint der LBBW-Analyst. Er rechnet mit einem Preis von 17 Dollar je Unze per Ende 2019.
Für Anleger, die größere Schwankungen aushalten, könnte ein Zertifikatinvestment auf die Entwicklung des Silberpreises interessant sein. Hier bietet etwa die BNP Paribas ein ETC, ein Exchange Traded Commodity, an (DE000A0N62F2). ETFs sind stets mit einem Sicherheitskorb hinterlegt, aus dem Anleger im Fall einer Emittentenpleite entschädigt werden.
Alternativ können Anleger auf den Solactive Best of Silver Miners Index setzen. Darin sind zwölf Fördergesellschaften wie Coeur Mining, Endeavour Silver und First Majestic Silver enthalten. Auf diesen Index bietet Morgan Stanley ein Faktorzertifikat mit einem Faktor von drei an (DE000MF16FV0). Das bedeutet: Steigt der Index zum Beispiel um ein Prozent, legt das Zertifikat um drei Prozent zu. Allerdings gilt das auch in die andere Richtung, weshalb erhebliche Verluste ebenfalls möglich sind. Bei beiden Zertifikaten muss man zudem das Dollarrisiko beachten.