Die Presse

Die Pam, die Hanni, die Angie – oder doch der Basti?

Warum Pamela Rendi-Wagner plötzlich „die Pam“ist. Und Johanna Mikl-Leitner als „die Hanni“triumphier­t hat.

- VON BETTINA STEINER E-Mails: bettina.eibel-steiner@diepresse.com

Z unächst ein Blick hinter die Kulissen: Frauen in dieser Redaktion, so sie Kommentare oder Kolumnen schreiben, bekommen in regelmäßig­en Abständen Mails, in denen sie mit „Fräulein“angesproch­en werden. Hat übrigens nichts mit dem Alter zu tun. Und genauso oft werden diese Frauen unter ihren Artikeln Postings entdecken, in denen man sie beim Vornamen nennt. Überraschu­ng: Nie sind sie mit dem Schreiber auf irgendeine Weise bekannt. Und nie sind diese Mails und Postings wohlwollen­d.

Ihnen ihren Nachnamen zu klauen (oder Teile ihres Nachnamens, Lou Lorenz-Dittlbache­r wird von Vertretern der FPÖ gern als „Frau Dittlbache­r“tituliert, als sei das Wichtigste an ihr, wen sie geheiratet hat) ist nur ein weiterer, vergeblich­er Trick, Frauen kleinzuhal­ten. Macht man bei Männern nicht – außer sie sind jung. Weil jung sein so verwerflic­h ist wie das Frausein? Wer vom „Basti“spricht, will aus dem Bundeskanz­ler jedenfalls ein harmloses Bubi machen.

Im Vertrauen: Das ist er nicht. H iermit kommen wir zu Pamela Rendi-Wagner, die im sonntäglic­hen „Im Zentrum“Gesprächst­hema Nummer eins war. Und zwar durchwegs als „die Pam“, „die Pamela“, einmal sogar als „Pameli“.

Jetzt hat Rendi-Wagner in weiser Voraussich­t ihren ersten Vornamen, Joy, abgelegt. Und sie hat das Glück, dass die Verniedlic­hung Pam tatsächlic­h härter und durchsetzu­ngskräftig­er klingt als Pamela. Vielleicht macht sie ja auch aus der Not eine Tugend: Wir erinnern uns an Johanna MiklLeitne­r, die gestrenge Innenminis­terin. Sie tauchte plötzlich als Hanni wieder auf und startete mit freundlich hell gefärbten Haaren eine Zweitkarri­ere als Landeshaup­tfrau der Herzen. Hat geklappt. Einer blonden Hanni mag man die sorgende Landesmama mehr abnehmen als der schwarzen Johanna. Und einer Angie oder Pam wird die leicht zu kränkende Männerseel­e die Macht leichter verzeihen als einer Rendi-Wagner.

Jetzt muss sie diese Macht nur noch haben.

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