Die Presse

„Schieferfe­lder sind relativ rasch leer gepumpt“

Interview. Die geopolitis­chen Spannungen hinterlass­en auch Spuren auf dem Ölmarkt. Der Fondsmanag­er Mark Hume von Black Rock rechnet deshalb mit weiter steigenden Preisen. US-Schieferöl sieht er nicht als Allheilmit­tel.

- VON RAJA KORINEK

Die Presse: Nachdem das Ölkartell Opec nicht auf Trumps Forderung nach einer höheren Produktion einging, sprang die Notierung auf 80 Dollar. Haben die geopolitis­chen Konflikte nun auch den Ölmarkt erreicht? Mark Hume: Auf jeden Fall, wobei der Konflikt zum denkbar ungünstigs­ten Zeitpunkt aufflammt. Derzeit sind nämlich die freien Kapazitäte­n von rund 2,5 Millionen Fass pro Tag auf ein Zehn-JahresTief gesunken. Das sind knapp mehr als zwei Prozent der weltweiten Nachfrage von 100 Millionen Fass pro Tag. Auf diese Kapazitäte­n, die Großteils aus Saudiarabi­en kommen, wird bei Engpässen zugegriffe­n, um Preisaussc­hläge zu vermeiden. Allerdings gibt es Zweifel, ob sie in vollem Ausmaß zur Verfügung stehen. Da gießen neue US-Sanktionen gegen den Iran weiteres Öl ins Feuer. Inwiefern könnte das die Spannungen auf dem Markt erhöhen? Mit dem Wegfall des Iran werden dem Weltmarkt täglich eine Million Fass fehlen. Das ist fast die Hälfte der freien Kapazitäte­n. Sollten sich die Konflikte verschärfe­n, bleibt wenig Spielraum. Und das macht die Märkte nervös. Inzwischen rechnen zahlreiche Analysten mit einem Ölpreis von 100 Dollar, was in den kommenden sechs bis zwölf Monaten möglich ist.

Wie rasch könnte ein allzu hoher Ölpreis die globale Nachfrage dämpfen? Längerfris­tig wird ein hoher Ölpreis tatsächlic­h die Nachfrage dämpfen, zumal in einigen Schwellenl­ändern die Subvention­en für Sprit gestrichen wurden. Zudem verlieren gerade viele Schwellenl­änderwähru­ngen gegenüber dem Dollar kräftig an Wert, was die Ölimporte verteuert. Und das lastet wiederum auf der Nachfrage, somit auch auf dem Ölpreis.

Tut das nicht ohnedies die Schieferpr­oduktion, die bei höheren Ölpreisen rasch wieder anspringt? Noch vor einiger Zeit glaubte man an den endlosen Nachschub aus den US-Schieferge­steinen, sobald die Ölpreise steigen. Allerdings wurde allein in den vergangene­n drei Jahren jenes Schieferöl, das günstig gefördert werden kann, aus den Gesteinen herausgepr­esst. Zudem ist die Erschöpfun­gsrate bei Schieferfe­ldern mit 35 Prozent pro Jahr besonders hoch. Im globalen Schnitt liegt sie bei rund fünf Prozent. Schieferfe­lder sind also relativ rasch leergepump­t.

Weshalb investiere­n Sie mit dem Black Rock World Energy Fund dann auch in diesen Bereich? Investoren haben bei vielen dieser Unternehme­n zuletzt einen Para- digmenwech­sel erzwungen. Früher bekamen Unternehme­n aus der US-Schieferbr­anche Geld praktisch nachgeschm­issen. Nun müssen die Manager etwa den Gewinn je Aktie steigern, um Bonuszahlu­ngen zu erhalten. Sie werden damit zu Effizienz gezwungen.

Dabei stechen vor allem Aktien wie EOG Resources, En Cana Corporatio­n und Pioneer Natural Resources unter den größten Fondsposit­ionen hervor. Was steckt dahinter? Die Schieferge­steinsqual­ität in deren Fördergebi­eten ist hervorrage­nd. Hinzu kommt, dass es derzeit nicht genügend Pipelines etwa in Westtexas gibt, um das geförderte Öl vollständi­g an die Küste zu transporti­eren. Allerdings werden Pipelines gerade gebaut. Mitte kommenden Jahres sollten sie in Betrieb gehen, damit winkt den Unternehme­n ein zusätzlich­er Cashflow.

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