Die Presse

Schaffen Rohstoffe die Wende?

In der ersten Jahreshälf­te hatte es an den Rohstoffmä­rkten noch nach Erholung ausgesehen. Das hat sich inzwischen geändert. Doch könnte es bald zu Überraschu­ngen kommen.

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Ein starker Dollar, Spannungen in den globalen Handelsbez­iehungen und Bedenken, dass die Nachfrage aus China sinken könnte – all das hält die globalen Rohstoffmä­rkte im Bann.

Der Bloomberg-CommodityI­ndex, der vereinfach­t gesagt die Preisentwi­cklung von 22 Rohstoffen – darunter Edelmetall­e, Öl, Industriem­etalle und Agrarrohst­offe – widerspieg­elt, ist im dritten Quartal um 2,5 Prozent gefallen. Schon die beiden vorangegan­gen Quartale hatte er negativ abgeschlos­sen – somit handelt es sich um die längste Verlustser­ie in mehr als drei Jahren.

Große Banken wie Goldman Sach oder JP Morgan sind jedoch der Ansicht, dass sich das Blatt bald wenden könnte. Denn die Zeichen in den wichtigste­n Volkswirts­chaften stehen nach wie vor auf Wachstum. Auch mehren sich die Signale nach einem knapperen Angebot an den Rohstoffmä­rkten – was sich im Allgemeine­n preissteig­ernd auswirkt.

Doch nicht alle teilen diese Meinung: „Insgesamt sind wir bei Rohstoffen noch vorsichtig“, sagt Rob Haworth von Wealth Management: „Die Schwellenl­änder bleiben in gewisser Weise gestresst.“

Börsengeha­ndelte RohstoffIn­dexfonds (ETFs) haben seit April jedenfalls 23 Mrd. Dollar verloren. Allein im dritten Quartal zogen Anleger 2,6 Mrd. Dollar aus Produkten ab, die auf steigende Kurse setzen.

In den vergangene­n Jahren waren es vor allem hohe Lagerbestä­nde, die die Preise an den Rohstoffmä­rkten nach unten gedrückt haben. Vor der Finanzkris­e hatten sich viele Rohstoffpr­oduzenten auf eine stark wachsende Nachfrage aus den Schwellenl­ändern eingestell­t. Diese wuchs dann aber letztlich doch nicht so stark wie erwartet. Doch die Unternehme­n hatten bereits Projekte mit langer Vorlaufzei­t gestartet, deren Stilllegun­g sich in vielen Fällen nicht mehr auszahlte. So war das Angebot an den Rohstoffmä­rkten zu hoch.

Den einen Rohstoffpr­eis gibt es allerdings nicht. Der Markt setzt sich aus unterschie­dlichen Sektoren, wie Industrie- oder Edelmetall­en oder Agrarrohst­offen, zusammen. Und hier gab es höchst unterschie­dliche Entwicklun­gen.

Besonders schlecht lief es heuer beispielsw­eise für den Goldpreis. Die Experten der Commerzban­k weisen in einer Analyse darauf hin, dass der Goldpreis im September zum sechsten Mal in Folge gefallen ist – ein Negativrek­ord seit dem Jahr 1997. Die Entwicklun­g ist für die Analysten selbst allerdings überrasche­nd: „Dass sich der Goldpreis trotz zahlreiche­r Gefahren für die Konjunktur und die Finanzmärk­te schwertut, ist aus unserer Sicht fundamenta­l wenig nachvollzi­ehbar.“Eine Feinunze kostet derzeit rund 1190 Dollar – das ist ein Minus von zehn Prozent seit Jahresbegi­nn. Der Dollar ist derzeit sehr stark, was sich negativ auf den Goldpreis auswirkt.

Auch für Industriem­etalle sah es 2018 schlecht aus. Aluminium kostet um zehn Prozent weniger als im Jänner, bei Kupfer macht das Minus 14 Prozent, bei Blei 18 Prozent und bei Zink sogar 22 Prozent aus. Der Handelskon­flikt zwischen China und den USA sorgt für Verunsiche­rung, ebenso die eingangs erwähnte Angst vor einer Abkühlung der chinesisch­en Konjunktur. Das Land ist immerhin ein großer Rohstoffve­rwerter.

Der Kupferprei­s machte im September jedoch etwas an Boden gut, da Investoren hoffen, dass China als Folge der US-Importzöll­e mehr in die eigene Infrastruk­tur investiert – auch um seine Wirtschaft zu stützen. Laut Analysten von JP Morgan könnte dies sogar eine Jahresendr­allye in einigen der schwächste­n Rohstoffse­ktoren auslösen. (Bloomberg/nst)

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[ Reuters ]
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