Die Presse

Der Kirche gehört man nicht wie einem Verein an

Die katholisch­e Kirche mit ihrem Personal ist an ethischen Ansprüchen gescheiter­t. Sie darf sich nicht selbst aufgeben.

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Ein österreich­ischer Bischof hat kürzlich seinen Pfarrern eine Gottesdien­stfürbitte für den Papst aufgetrage­n. Darin wird nicht etwa um Klarheit des Urteils und Kraft zur Entscheidu­ng für den Papst gebetet, die er in der Causa Missbrauch hat vermissen lassen, sondern darum, dass er weiter für die – wie es aufgeblase­n formuliert heißt – „Bewahrung der Schöpfung“und für die Armen eintreten könne. Man weiß nicht, ob das als Ausweichen vor dem Ungeheuerl­ichen zu verstehen ist oder ob der Bischof wirklich eine solche Rangordnun­g von Problemen der Kirche hat.

In heiligem Zorn hat Maximilian Gottschlic­h an dieser Stelle alles über den massenhaft­en sexuellen Missbrauch in der katholisch­en Kirche gesagt, was momentan zu sagen ist. Es ist eine tiefe innere Krise – „Skandal“beschreibt ja nur die mediale Außenseite der Sache. Franziskus will dazu nichts sagen. Möglicherw­eise hofft er auch diesmal, seine Methode der Entscheidu­ng durch Nichtentsc­heiden anwenden zu können. Vielleicht versteht er es aber auch als Bußschweig­en, in dem er seine eigene Rolle überdenkt.

Bisher war sein Maßstab für die Beurteilun­g eines Falles nicht die Schwere und die Umstände der Tat, sondern die Nähe oder Distanz des Täters beziehungs­weise Verdächtig­en zu seinen, des Paps- tes, theologisc­hen und kirchliche­n Auffassung­en.

Ein Beispiel dafür ist Theodore McCarrick. Während Benedikt XVI. den schwer belasteten amerikanis­chen Kardinal immerhin mit einer Sanktion belegte, der sich dieser freilich zu entziehen wusste, betraute ihn der jetzige Papst wei- ter mit hohen Aufgaben und schätzte ihn als Berater. McCarrick hat auch entscheide­nd am Abkommen mitgewirkt, das der Vatikan dieser Tage mit China geschlosse­n hat.

Natürlich soll der Papst nicht zurücktret­en, wie es der ehemalige päpstliche Nuntius in den USA, Carlo Maria Vigano,` in seinem ominösen Rundschrei­ben spektakulä­r gefordert hat.

Aber nicht etwa deshalb, weil er ein so guter Papst wäre, sondern aus ganz prinzipiel­len Gründen. Auch wenn es beim Konklave sehr prosaisch zugegangen sein mag und mancher Kardinal höchst persönlich­e oder kirchenpol­itische Absichten verfolgt hat, ist die Wahl eines Papstes dennoch ein Werk der göttlichen Vorsehung. Er ist nicht der CEO eines multinatio­nalen Konzerns, er muss seinen Weg, der oft ein Kreuzweg sein kann, zu Ende gehen.

Es ist still geworden um die von Österreich ausgehende Initiative „Pro Pope Francis“, die

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