VW trennt sich von Audi-Chef Stadler
Dieselskandal. Stadler scheidet „mit sofortiger Wirkung“aus dem Unternehmen aus.
Im Raum stand es schon länger, nun ist es offiziell: Volkswagen trennt sich von dem inhaftierten Audi-Chef Rupert Stadler. Der Aufsichtsrat des Mutterkonzerns Volkswagen habe dem Abschluss einer Vereinbarung mit Stadler zur Beendigung seiner Ämter als Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG und als Vorstandsvorsitzender von Audi sowie seiner Dienstverträge zugestimmt, teilte der Konzern am Dienstag mit.
Stadler scheidet demnach „mit sofortiger Wirkung aus den Unternehmen aus und ist nicht mehr für den Volkswagen Konzern tätig“. Hintergrund sei, dass der beur- laubte Manager wegen seiner Untersuchungshaft nicht in der Lage sei, seine Aufgaben als Vorstandsmitglied zu erfüllen, und sich stattdessen auf seine Verteidigung konzentrieren wolle. Die vertragliche Abwicklung sei an den Verlauf und den Ausgang des Strafverfahrens geknüpft.
Die Ermittlungsbehörden werfen dem Audi-Chef vor, nach Bekanntwerden der Abgasmanipulationen den Verkauf von Dieselautos mit falschen Abgaswerten zugelassen zu haben. Seit Juli sitzt er in Untersuchungshaft, weil er die Dieselermittlungen behindert haben soll. Konkret soll er versucht haben, Zeugen zu beeinflussen, was Stadler jedoch bestreitet. Nach seiner Inhaftierung wurde er vorläufig von seinen Aufgaben im Konzern entbunden. Audi wird zurzeit kommissarisch von Vertriebschef Bram Schot geführt.
Das Kontrollgremium hatte bereits am Freitag über die Personalie beraten, war nach Angaben aus Unternehmenskreisen aber nicht zu einem einhelligen Votum gekommen. Vor allem über die Modalitäten der Trennung sollte weiter gesprochen werden.
Stadlers Vertrag war erst im vergangenen Jahr um fünf Jahre verlängert worden. Deshalb steht eine hohe Abfindung im Raum. Über die Höhe machte Volkswagen keine Angaben. Mit seiner Rückkehr auf den Chefposten bei der VW-Tochter und in den Konzernvorstand wird in der Branche auch nach einer möglichen Haftentlassung nicht gerechnet.
Stadlers Nachfolger an der Spitze von Audi könnte Markus Duesmann werden – VW hatte im Juli einen Wechsel des bisherigen BMW-Einkaufschefs in den Konzernvorstand von Volkswagen bekannt gegeben. BMW hat zwar einen neuen Einkaufsvorstand berufen, kann Duesmanns Wechsel zum Konkurrenten jedoch bis 2020 blockieren. (APA/Reuters/DPA)