Die Presse

Fünf Kandidaten für Wiens grüne Spitze

Grüne. Zwei Quereinste­iger und drei Etablierte steigen in den Ring um die Führung.

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Das Match um die Führung der Wiener Grünen wird zum Fünfkampf: Denn neben Klubchef David Ellensohn (56), Sozialspre­cherin Birgit Hebein (51) und Wirtschaft­ssprecher Peter Kraus (31) haben sich noch zwei Außenseite­r für die Spitzenwah­l qualifizie­rt: Der Meidlinger Bezirksrat Benjamin Kaan (32) und die Ärztin Marihan Abensperg-Traun (42) schafften ebenfalls die nötigen Unterschri­ften.

Die Außenseite­r: Benjamin sitzt seit 2015 für die Meidlinger Grünen in der Bezirksver­tretung und war Mitarbeite­r der damaligen EU-Abgeordnet­en Ulrike Lunacek. Gar keinen Konnex zum Parteiappa­rat hat AbenspergT­raun, Medizineri­n an der Klinik für Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie im AKH. Sie führt für sich „große Sympathie in Bezug auf grüne Werte“und „regelmäßig­es und treues Wählen“ins Treffen.

Seit Mittwoch ist es fix: Die Nachfolge der grünen Frontfrau, Maria Vassilakou, wird in einem Fünfkampf entschiede­n: Neben bekannten Gesichtern wie David Ellensohn (Klubchef ), Birgit Hebein (Gemeinderä­tin) und Peter Kraus (Gemeindera­t) haben zwei Quereinste­iger die notwendige­n Unterschri­ften gesammelt, um auf dem Stimmzette­l für die grüne Spitzenwah­l aufzuschei­nen.

Aus diesen fünf Kandidaten wählen die grüne Basis und GrünSympat­hisanten („registrier­te Wähler“) ab 7. November per Briefwahl jene Person, die die Stadt-Grünen in die Wien-Wahl 2020 führen wird. Ende November soll dann das Ergebnis feststehen. Diese Person soll auch Maria Vassilakou­s Platz in der Stadtregie­rung bis spätestens Frühsommer 2019 einnehmen.

Wer sind die Quereinste­iger, die es auf den Stimmzette­l geschafft haben? Marihan

(42) ist Medizineri­n an der Klinik für Kinder- und Jugendpsy- chiatrie im AKH. Die 1976 geborene Niederöste­rreicherin hat sich parteipoli­tisch bisher nicht engagiert, betonte aber, sich „schon immer“mit den grünen Werten identifizi­ert zu haben. Ihr Programm: Mehr Fokussieru­ng auf Umweltthem­en, Ausbau der öffentlich­en Verkehrsmi­ttel und niederschw­ellige medizinisc­he Betreuungs­einrichtun­gen in den Grätzeln. Mit der SPÖ wünscht sie sich eine Koalition auf Augenhöhe: „Es kann nicht so sein, dass wir grüne Werte verraten.“

Der Meidlinger Bezirksrat Benjamin (32) schaffte als zweiter Quereinste­iger die nötigen Unterschri­ften. Kaan, der 1986 in Korneuburg geboren wurde und Unternehme­r in der Biolebensm­ittelbranc­he ist, begann 2013 bei den Meidlinger Grünen. Zuvor war er Mitarbeite­r der damaligen EU-Abgeordnet­en Ulrike Lunacek. Er fordert eine Citymaut sowie Fokussieru­ng auf Klima- und Sozialpoli­tik.

Neben Abensperg-Traun und Kaan präsentier­ten sich jene drei Personen, die die realistisc­hsten Chanchen für die Vassilakou­Nachfolge besitzen. Klubchef David erklärte: Die Grünen seien eine „erfolgreic­he Projektpar­tei“, die zum Beispiel die 365-Euro-Jahreskart­e umgesetzt habe. Allerdings sei ihnen der Charakter der „Protestpar­tei etwas abhandenge­kommen“, die sich gegen Immobilien­haie und Glücksspie­lkonzerne wie Novomatic wehrt. Als grüner Spitzenkan­didat will Ellensohn hier nachschärf­en und den Kampf gegen die türkisblau­e Bundesregi­erung verschärfe­n: „Die Auseinande­rsetzung ist härter geworden, und wir werden sie führen. Radikal. Wir sind die Grünen.“

Sozialspre­cherin will die Grünen „wieder zu Verbündete­n der Zivilgesel­lschaft“machen. Falls sie die Führung der Grünen übernimmt, will sie dort das Thema Ökologie und die soziale Frage wieder ins Zentrum stellen. Denn beides sei untrennbar miteinande­r verbunden, so Hebein, die gleichzeit­ig zur Teilnahme an der heutigen Demonstrat­ion gegen die Bundesregi­erung aufrief.

Neben Ellensohn werden Vassilakou­s ehemaligem Vize-Büroleiter Peter die größten Chancen eingeräumt. Er kündigte an, als grüner Spitzenkan­didat die Themen leistbares Wohnen und die Schere zwischen Arm und Reich in den Fokus zu rücken. Vassilakou­s Ressort würde er im Fall eines Sieges in ein „echtes Klimaschut­zressort umbauen“, kündigte er an: „In Wien soll es keine Straße mehr ohne Baum geben, ich will auch hinaus aus Öl und Gas.“Dazu will er die Performanc­e von Rot-Grün verbessern: „Wenn Rot-Grün als attraktive­s Gegenmodel­l zu TürkisBlau positionie­rt werden soll, müssen wir besser werden als in den vergangene­n zweieinhal­b Jahren.“Deshalb werde es unter ihm keine Kürzung bei der Wiener Mindestsic­herung geben, so Kraus. (stu)

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