Entlastung für Flüchtlingslager auf Insel Lesbos
Aus Moria sollen bis Ende der Woche 2000 Menschen auf das Festland wechseln.
Seit Frühjahr wird den Bewohnern von Lesbos in der Ostägäis eine Reduzierung der auf der Insel gestrandeten Migrantenmassen versprochen. Nun, nach Horrorberichten über die Zustände im Lager Moria, ist es so weit: Bis Ende der Woche werden laut Migrationsminister Dimitris Vitsas 2000 Menschen auf das Festland verbracht worden sein.
Freilich: Noch vorige Woche haben in Moria an die 9000 Flüchtlinge und Migranten campiert, selbst mit 7000 ist es heillos überfüllt, denn es ist für 3500 Menschen konzipiert. Im Sommer haben Hilfsorganisationen Land für eine Zeltstadt daneben gemietet, die seither gewachsen ist. Die Abwasser der Lager fließen ungefiltert in die Landschaft. Die seit Monaten versprochene Kläranlage hat erst im September den Bewilligungsmarathon abgeschlossen.
Wie Vitsas zugibt, sind die Zustände in anderen Lagern, etwa auf Samos, schlimmer: Das Lager dort müsste gesperrt werden, sagt er, doch ist die Gemeinde unwillig, den Bau noch eines Camps hinzunehmen. Überhaupt wollen die meisten Bürger der Inseln, dass zumindest der Großteil der Fremden weggebracht wird und möglichst keine mehr folgen.
Das Dilemma der griechischen Regierung: Nach dem Abkommen zwischen der Türkei und EU sollten keine Migranten auf das Festland gebracht werden, um nicht weitere anzulocken. Doch die Rückführungen in die Türkei funktionieren nicht, denn für die Asylberufungskommissionen ist die Türkei immer noch kein sicheres Drittland. So leben nun gesamt 20.000 Flüchtlinge auf Lesbos, Samos, Chios, Kos und Leros. Nur Personen, deren Asylverfahren positiv ausgehen dürfte, sowie sensible Gruppen wie alleinstehende Mütter dürfen weiter auf das Festland.
Laut Vitsas sind gesamt etwa 65.000 Migranten im Land. Das kann sich mit jeder Entwicklung in Syrien und in anderen Herkunftsregionen aber rasch ändern. (c.g.) Rückschiebungen stocken