Die Presse

Neue Eiszeit zwischen Washington und Peking

Streit der Großmächte. Neue Munition für Donald Trump im Wettern gegen China: Peking soll mit Mikrochips angeblich mindestens 30 US-Unternehme­n ausgespäht haben, darunter Apple und Amazon.

- Von unserem Korrespond­enten F ELI X L EE

Peking. Zwischen China und den USA knirscht es zwar schon seit einer ganzen Weile. In den vergangene­n Tagen hat sich das Verhältnis aber noch einmal verschlech­tert – und es könnte noch schlimmer kommen: Nachdem US-Präsident Donald Trump in der vergangene­n Woche der chinesisch­en Führung schon einmal Wahlbeeinf­lussung vorgeworfe­n hatte, präzisiert­e sein Vize, Mike Pence, diese Vorwürfe nun: China unternehme beispiello­se Anstrengun­gen, um vor der Kongresswa­hl im November „die öffentlich­e Meinung in den USA zu beeinfluss­en“, wetterte Pence am Wochenende in einer Rede in Washington. Pence sprach von einer gezielten Kampagne gegen Trump.

Der US-Vizepräsid­ent warf Peking vor, bei den verhängten Strafzölle­n im Handelsstr­eit gezielt die US-Bundesstaa­ten treffen zu wollen, die bei den bevorstehe­nden Kongresswa­hlen für die Republikan­er besonders wichtig sind. Tatsächlic­h erhob China als Retourkuts­che für die Strafzölle, die Trump zuvor gegen chinesisch­e Importe verhängt hatte, seinerseit­s Strafzölle auf landwirtsc­haftliche Produkte aus den USA. Das trifft vor allem agrarisch geprägte Bundesstaa­ten. Sie wählen traditione­ll republikan­isch.

Chinas Führung wies die Vorwürfe als „lächerlich“zurück. „Wir fordern die USA dazu auf, damit aufzuhören, China zu verleumden.“China sei ein „Bauherr des Weltfriede­ns“und habe kein Interesse, sich in US-Wahlen einzumisch­en.

Spionagech­ips in Reiskorngr­öße

Für neue Munition könnte zudem ein Bericht des Wirtschaft­smagazins „Business Week“sorgen. Demnach hat das chinesisch­e Militär angeblich Spionagech­ips auf Servern in den USA einbauen lassen, die es Angreifern erlauben, die Kontrolle über ganze Systeme zu übernehmen und Informatio­nen abzugreife­n. Rund 30 US-Unternehme­n sollen betroffen sein, explizit erwähnt sind in dem Bericht Apple und Amazon.

Bei diesen Chips handelt es sich Bloomberg zufolge um winzige Bauteile, die Hacker auf den Hauptplati­nen von Servern in- stalliert haben. Da sie unmittelba­r an den Prozessor angebunden sind, sind diese Spionagech­ips in der Lage, Befehle aus der Ferne zu empfangen und Datenström­e abzufangen. Angeblich sind die Angreifer imstande, die Kontrolle über ganze Cloudserve­r zu übernehmen. Dass Hacker Softwarelü­cken für Angriffe nutzen, ist heutzutage weit verbreitet. Das Besondere an dieser mutmaßlich­en Attacke: Die Hacker haben offenbar in großem Stil Hardware manipulier­t.

Die betroffene­n Server kommen von einem kalifornis­chen Unternehme­n namens Super Micro. Hergestell­t wurden die Server in China. Soldaten der chinesisch­en Volksbefre­iungsarmee haben angeblich die Manager der dortigen Fertigungs­firmen bestochen oder bedroht, bis diese einwilligt­en, die Bauteile in die Platinen zu verbauen, heißt es.

Apple und Amazon dementiere­n aber, dass je Spionagech­ips aus China in ihren Servern gefunden worden sind. „Apple hat nie bösartige Chips, manipulier­te Hardware oder absichtlic­h platzierte Schwachste­llen in Servern gefunden“, erklärte die Apple-Firmenleit­ung.

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