Aus Krisen lernen wir wohl nie
Die globale Verschuldung steht trotz Konjunkturbooms auf Rekordhoch.
E inhundertzweiundachtzig Billionen Dollar – so hoch sind Staaten, Unternehmen und Private derzeit nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) global verschuldet. 182.000 Milliarden. Eine Zahl mit zwölf Nullen. Schwer vorstellbar, nicht? Plastischer ist schon: Die Schulden betragen 227 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Zwei Drittel davon entfallen übrigens auf Unternehmen und Private.
Das Beunruhigende daran: Vor Beginn der letzten Finanzkrise waren es „nur“190 Prozent des BIPs. Die globalen Schulden steigen also weiter nicht nur absolut, sondern auch in Relation zur Wirtschaftsleistung an – und das in einer Hochkonjunkturphase.
Die Frage lautet: Werden diese Schulden jemals wieder abgebaut? Nimmt man den Blickwinkel jener Notenbanker ein, die uns in letzter Zeit mehrmals auf diese Weise abwiegelnd die Harmlosigkeit der EZB-Targetsalden erklärt haben, ist alles ganz easy: Nachdem wir (noch) keinen intergalaktischen Kreditmarkt haben, steht jeder irdischen Schuld ein irdisches Guthaben in Form einer Forderung gegenüber. Insgesamt ist der Schuldensaldo der Welt also null.
Blöd nur, dass Gläubiger die unangenehme Eigenschaft haben, zumindest auf die Bedienung der ausstehenden Zinsen zu bestehen. Wenn diese nicht mehr klappt, gibt es Brösel. Und da tun sich zurzeit ein paar beunruhigende Dinge. In der Türkei schlittern die großen Unternehmen in eine veritable Zahlungskrise, in Argentinien ist der Staat wieder einmal pleite. Generell tun sich dollarfinanzierte Schwellenländer mit ihrem Zinsendienst immer schwerer. Italien nimmt sich da mit seinen 2,3 Billionen Euro Staatsschulden plus 500 Mio. Euro Target-Verbindlichkeiten direkt putzig aus. N ein, aus dieser Schuldenfalle kommt die Welt auf seriöse Weise nicht mehr heraus. Wir werden mittelfristig also wohl wieder Vermögensvernichtung in Form einer Finanzkrise und/oder Megainflation in vielen Regionen sehen. Und vielleicht gewinnt auch ein Staat der schon 2011 geäußerten IWF-Idee, die Schuldenlast durch einen Vermögensschnitt von zehn bis 30 Prozent wieder herunterzubringen (was allerdings nur bei Bargeldabschaffung wirklich funktioniert), etwas ab. Jedenfalls wird es für Vermögensbesitzer bald wieder ungemütlich werden. Aus Schuldenkrisen lernt der Mensch ja grundsätzlich nie.