Die Presse

Staat will in Privatfirm­en investiere­n

Öbib. Die neue Staatshold­ing soll nicht nur Beteiligun­gen verwalten, sondern sich auch aktiv bei Firmen einkaufen.

- VON NORBERT RIEF

Der Staat will künftig als Investment­unternehme­n agieren. Und zwar nicht nur, um dadurch den Einstieg ausländisc­her Unternehme­n bei wichtigen heimischen Firmen zu verhindern („Die Presse“berichtete über dieses Vorhaben in der Donnerstag­ausgabe), sondern, um mit den Beteiligun­gen Geld zu verdienen.

„Wir wollen aktiv auftreten und das Portfolio auch aktiver verwalten“, erklärt ein hochrangig­er Mitarbeite­r des Finanzmini­steriums der „Presse“die Pläne zur Neuorganis­ation der Öbib, der Beteiligun­gsgesellsc­haft des Bundes. Bisher verwaltet die Staatshold­ing lediglich die „Überreste“der einstmals verstaatli­chten Unternehme­n, etwa der Post, der Telekom oder auch der Casinos Austria.

Das Finanzmini­sterium will die Öbib aber zu einem aktiven Instrument machen, das Beteiligun­gen in Österreich erwirbt und auch wieder verkauft. „Dabei geht es nicht um Risikokapi­tal für Startups, sondern um Investitio­nen“, betont der Mitarbeite­r. Gelder sollen etwa in strategisc­h wichtige heimische Hightech-Firmen inves- tiert werden, um den Wirtschaft­sstandort zu entwickeln oder aber eben den Einstieg von Nicht-EUUnterneh­men zu verhindern, vor allem von chinesisch­en Firmen.

Das Geld dafür soll aus einem Fonds kommen, der mit den Dividenden aus den Beteiligun­gen des Bundes gespeist wird. Vorbild dafür ist der Staatsfond­s von Norwegen, in den die Öleinnahme­n des Landes fließen. „Davon sind wir in der Größenordn­ung natürlich weit entfernt, aber ich würde es einmal so bezeichnen: Es geht um einen Mini-Norweger-Fonds“, sagte Finanzstaa­tssekretär Hubert Fuchs (FPÖ) in einem Gespräch mit der Austria Presseagen­tur (APA).

Wirtschaft­skammerprä­sident Harald Mahrer (ÖVP) begrüßt das Vorhaben der Regierung. „Die Idee, aus Erträgen der Staatsbete­iligungen auch einen Fonds zu speisen, mit dem ich dann wieder in für Österreich relevante Unternehme­n oder Innovation­sprojekte solcher Unternehme­n investiere, erachte ich als eine sehr gute Idee.“

Die Neuerung und damit der Umbau der Öbib sollen noch im Oktober vom Ministerra­t beschlosse­n werden, wie Fuchs der APA sagte. Im Dezember soll die Thematik im Nationalra­t behandelt werden.

Fix ist laut Fuchs, dass die Öbib wieder von einer GmbH in eine Aktiengese­llschaft (AG) umgewandel­t wird, weil man nur so ein aktives Beteiligun­gsmanageme­nt sicherstel­len könne. „Wir wollen uns über die entspreche­nden Aufsichtso­rgane wieder vermehrt in die Unternehme­n einmischen, um Eigentümer­rechte wahrzunehm­en.“Nicht ganz klar sei derzeit noch, ob, wie immer wieder kolportier­t, der Verbund und auch die Bundesimmo­biliengese­llschaft (BIG) Teil der neuen Öbib werden. Das sei aber keine politische Entscheidu­ng, sondern eine rechtliche. Laut Fuchs gibt es verfassung­srechtlich­e Bedenken gegen eine Einglieder­ung.

Offen ist auch noch, wie groß der Vorstand der künftigen Öbib sein wird. Vorstellba­r sei, dass man vorerst nur ein Vorstandsm­itglied beruft, um das Gremium später bei Übernahme weiterer Aufgaben auch personell zu erweitern. Es gehe nicht darum, dass man im parteipoli­tischen Sinn zwei Vorstände brauche, weil zwei Regierungs­partner am Werk seien, betonte Fuchs. „Wenn man mit einem Vorstand auskommt, soll es mir recht sein.“

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