Die Presse

Wo sich Aktien jetzt noch lohnen

Portfolio. Viele Märkte sind schon sehr teuer, und die Turbulenze­n nehmen zu. Da ist eine sorgfältig­e Aktienausw­ahl gefragt, was manchen Fondsmanag­ern besonders gut gelingt.

- VON RAJA KORINEK

Wenn der mächtige Mann in Washington einmal mehr einen Tweet absetzt, hilft das beste Geschäftsm­odell nichts mehr. Denn die Handelskon­flikte des US-Präsidente­n, Donald Trump, haben längst die weltweiten Börsen erfasst und einige Turbulenze­n ausgelöst. Für globale Aktienfond­s wird es zunehmend knifflig, zumal viele Märkte schon recht teuer sind.

Jetzt sind deshalb klare Strategien für die rauen Weltmeere gefragt, wie sie etwa Tassilo Seilern im Seilern Stryx World Growth Fund erfolgreic­h umsetzt. Der globale Aktienfond­s zählt laut US-Finanzdien­stleister Morningsta­r seit Jahren zu den besten Weltportfo­lios (siehe Tabelle).

Freilich, die Vergangenh­eit ist kein Garant für die künftige Entwicklun­g. Doch ein Blick auf sein Rezept offenbart durchaus Interessan­tes. Die Aufnahme auch nur einer Aktie in das Universum könne viele Monate dauern, verweist Seilern auf das stringente Auswahlver­fahren. Es beschränkt sich im Wesentlich­en auf Titel aus den USA und Europa. Dabei legt Seilern den Fokus vor allem auf den Firmencash­flow. Dieser sollte gut prognostiz­ierbar, das organische Wachstum zudem solide sein.

Wenig Gefallen findet der Stryx-Experte deshalb etwa an Immobilien­werten, da sie Gewinnzuwä­chse zum Teil mit Aufwertung­en erzielt haben. Und bei Ölkonzerne­n ist ihm das Geschäft zu zyklisch. „Niemand kann ernsthaft prophezeie­n, wohin der Preis geht“, meint Seilern. Auch müssen Unternehme­n über eine gute Preissetzu­ngsmacht verfügen. Infrage kommen deshalb zahlreiche Technologi­eaktien, beispielsw­eise der Onlinebuch­ungsplattf­ormbetreib­er Priceline.com. Buchungen finden immer öfter im Internet statt, der einzig ernsthafte Konkurrent sei Expedia. Auch der Zahlungsve­rkehr wird zunehmend elektronis­ch abgewickel­t, das ist deshalb genauso ein Thema.

Ein weiteres Beispiel ist die französisc­he Dassault Syst`emes, sie bietet eine spezielle 3-D-DesignSoft­ware an und mischt in der Ent- wicklung von Flugzeugtr­iebwerken mit. Angst vor einem breiten Abverkauf im Technologi­esektor – nach dem langen Boom – hat Seilern nicht: „Langfristi­g setzen sich solide Namen durch“, sagt der Experte. Diese findet er auch in anderen Bereichen, etwa bei ausgewählt­en Titeln im Gesundheit­ssektor.

Manchmal ist es aber auch an der Zeit, sich von Aktien zu trennen. Inzwischen finden Nahrungsmi­ttelkonzer­ne wie Nestle´ keinen Platz mehr im Fonds. Um ihre Produkte schmackhaf­t zu machen, investiert­en diese Firmen viel Geld in Marketing, erklärt Seilern. Doch mit dem Internet könnten Handelsket­ten ihre Eigenmarke­n nun günstig bewerben und machten den anderen Anbietern zunehmend Konkurrenz.

Ähnlich technologi­elastig sind auch die anderen Topweltakt­ienfonds aufgestell­t. Aus gutem Grund, wie Main-First-Fondsmanag­er Frank Schwarz aufzeigt. So seien die Entwicklun­gspreise für Zukunftste­chnologien drastisch gesunken: „Vor zehn Jahren kostete ein Industrier­oboter rund 100.000 Dollar, nun sind es 1000“, rechnet Schwarz vor. Damit werden viele Produkte massentaug­lich. Mit LVMH und Kering nehmen aber auch zwei Luxusaktie­n Toppositio­nen im Fonds ein. Regional sind die USA mit 33 Prozent auffällig gering gewichtet, mit China wird auch ein Schwellenl­and abgedeckt.

Bei Morgan Stanley hat Fondsmanag­er Kristian Heugh gleich in mehrere Schwellenl­änder ein wenig investiert. Dazu zählt etwa die Tal Education Group aus China, eine private Schulfirma.

Sollten die Turbulenze­n weiter zunehmen, bleiben auch gut aufgestell­te Weltaktien­fonds nicht verschont. Langfristi­g sollten Anleger aber von einer vernünftig­en Mischung profitiere­n können.

 ?? [ AP ] ??
[ AP ]

Newspapers in German

Newspapers from Austria