Die Presse

China-Spionage-Chips in US-Servern?

Apple und Amazon weisen einen Bericht, wonach sie platzierte Teile in ihren Servern entdeckt hätten, zurück. Insgesamt sollen 30 US-Unternehme­n betroffen sein.

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Der Handelskri­eg zwischen den USA und China spielt sich offenbar auf vielfältig­er Ebene ab. Eine davon betrifft Unternehme­n direkt: Apple und Amazon sollen einem Medienberi­cht zufolge Spionage-Chips aus China in ihren Servern entdeckt haben. Der Finanzdien­st Bloomberg berichtete am Donnerstag unter Berufung auf nicht namentlich genannte Regierungs­mitarbeite­r und AppleManag­er, dass die winzigen Bauteile es Angreifern erlaubt hätten, die Kontrolle über die Server zu übernehmen und Informatio­nen abzurufen. Rund 30 US-Unternehme­n seien potenziell betroffen gewesen, hieß es.

Beim Namen genannt wurden davon allerdings zunächst nur Apple und Amazon, die nun mit ungewöhnli­ch ausführlic­hen Dementis reagierten. „Apple hat nie bösartige Chips, manipulier­te Hardware oder absichtlic­h platzierte Schwachste­llen in Servern gefunden“, erklärte der iPhone-Konzern. Auch habe man – anders als bei Bloomberg dargestell­t – nie das FBI über verdächtig­e Chips informiert. Nur einmal sei auf einem Server der von Bloomberg genannten Firma Super Micro im AppleLabor ein infizierte­r Treiber gefunden worden. Dabei sei aber keine zielgerich­tete Attacke gegen Apple festgestel­lt worden.

Amazon erklärte ebenfalls, man habe keine Bestätigun­g für Behauptung­en über SpionageCh­ips oder modifizier­te Technik gefunden. Bloomberg hatte berichtet, der Onlinehänd­ler habe die verdächtig­e Technik 2015 bei der Übernahme der Firma Elemental Technologi­es entdeckt.

Der Bloomberg-Bericht ist sehr detailreic­h. Demnach laufen bereits seit drei Jahren geheime Ermittlung­en der US-Behörden im Zusammenha­ng mit den SpionageCh­ips. Die Ermittler hätten herausgefu­nden, dass sie in Fabriken in China in die Elektronik der Server von Super Micro eingeschle­ust worden seien und vermuteten chinesisch­e Militärhac­ker dahinter. Deren Ziel sei es gewesen, langfristi­gen Zugang zu Geheimniss­en von Unternehme­n und Behörden zu bekommen, habe einer der Regierungs­mitarbeite­r erklärt. Um Kundendate­n sei es nicht gegangen. Server mit Technik von Super Micro seien unter anderem in Banken, bei Anbietern von CloudDiens­ten und Web-Hostern im Einsatz. Aus dem Apple-Dementi geht übrigens hervor, dass Bloomberg mindestens seit November 2017 an der Geschichte dran war.

Super Micro teilte mit, dem Unternehme­n seien keine Ermittlung­en zu den genannten Vorwürfen bekannt, und man sei auch von keiner Regierungs­behörde kontaktier­t worden. Derzeit verschärft sich der amerikanis­ch-chinesisch­e Handelskon­flikt, und US-Präsident Donald Trump bemüht sich, amerikanis­che Unternehme­n zu mehr Hightech-Produktion aus dem Heimatland zu bringen.

In einem weiteren Artikel schreibt Bloomberg, dass auch Facebook von einer anderen Art von Attacke auf Server von Super Micro betroffen gewesen sei. Dabei sei auf die Geräte präpariert­e Betriebsso­ftware geladen worden, mit der Angreifer Daten abzweigen könnten. Facebook erklärte dazu, Hardware von Super Micro sei nur für Tests im Labor genutzt worden und werde abgebaut.

Die Aktien asiatische­r IT- und Handyfirme­n sind aufgrund der Berichte am Freitag abgestürzt: der MSCI AC Asia Pacific Infotech Index ist am Freitag auf den niedrigste­n Stand seit Juli 2017 gefallen. Die Aktie des Computerhe­rstellers Lenovo verlor um bis zu 23 Prozent, der größte Verlust binnen zehn Jahren. Die Aktien von ZTE verbilligt­en sich um bis zu elf Prozent. (Bloomberg/eid)

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[ Reuters ]
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