Wie sich „Oe24“und „Heute“die U-Bahn teilen
Rechtsstreit. Wolfgang Fellner und Wiener Linien sind einig: „Oe24“bleibt an der Oberfläche, „Heute“in der U-Bahn.
Etwa zehn Jahre lang währte der Rechtsstreit zischen den Wiener Linien und „Österreich“-Verleger Wolfgang Fellner über das Aufstellen von Entnahmeboxen direkt in den U-Bahn-Stationen – so, wie es dem Konkurrenzblatt „Heute“gestattet ist. Nun wurde dieser Streit mit einem Vergleich beendet, wie die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) am Freitag bestätigte. Über den Inhalt des Vergleichs wurde Stillschweigen vereinbart. Nach „Presse“Informationen einigte man sich aber auf einen Vorschlag, den bereits der damalige Wiener Bürgermeister Michael Häupl unterbreitet hatte: Eva Dichands „Heute“gehört demnach der Untergrund – also die U-Bahn und damit der Bereich innerhalb der Stationen. Fellners Gratisblatt „Oe24“bekommt dafür „gleichrangige Möglichkeiten“an der Oberfläche – rund um die U-Bahn-Zugänge, die allerdings nicht den Wiener Linien gehören, sondern der Stadt Wien.
In der Praxis wird damit de facto der aktuelle Status festgeschrieben – mit einer Ausnahme: Fellner soll dem Vernehmen nach die Präsenz von „Oe24“-Entnahmeboxen rund um die U-Bahn-Stationen (mit Genehmigung der Stadt) deutlich ausbauen dürfen. Eine offizielle Stellungnahme dazu wird es voraussichtlich Anfang nächster Woche geben. Wolfgang Fellner wollte auf Anfrage der „Presse“vorerst keinen Kommentar dazu abgeben. Dafür reagierten „Heute“und die „Kronen Zeitung“mit wenig schmeichelhaften Berichten: Der neue Wiener Bürgermeister habe Fellner ein „Millionengeschenk“ gemacht, titelte „Heute“, die „Krone“schrieb über einen „Geldregen für Möchtegern-Mogul“. Fellner weist diese Vorwürfe als „völlig falsch“zurück.
Bleibt die Frage: Warum jetzt? Dem Vernehmen nach hat das einen trivialen Grund, auch wenn politische Motive kolportiert werden: Das Urteil des fast zehn Jahre schwelenden Rechtsstreits sei knapp bevorgestanden. Wie der Prozess ausgegangen wäre, war unkalkulierbar. Daher hätten sich beide Parteien doch auf einen Vergleich geeinigt, um auf der sicheren Seite zu sein, ist zu hören. Das Gerücht, die Wiener Linien hätten dem Vergleich zugestimmt, obwohl sie kurz davor waren, den Prozess zu gewinnen, stimmt nach „Presse“-Informationen nicht. Im Umfeld der Wiener Linien ist zu hören, dass die rechtliche Position des Unternehmens wackeliger gewesen sei als öffentlich bekannt. Auch deshalb habe man den Vergleich geschlossen. Fellner soll zugestimmt haben, weil er künftig die Präsenz von „Oe24“rund um die U-Bahn-Stationen mit Genehmigung der Stadt ausbauen darf.