Die Presse

. . . dann wird Sündenbock aus dem Hut gezaubert

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„Mit nationaler Grandezza in den Untergang“, Gastkommen­tar von Andras´ Inotai, 4. 10. Inotai spricht aus, was viele denken, was viele wissen. Er kennt die immer gleichen Muster, nach denen Geschichte abläuft. Ungarn verspielt gerade seine Zukunft! Mit der politische­n Brechstang­e und mit versteckte­n Keulen/Totschlaga­rgumenten a` la Orban lässt sich kein Staat machen.

Der Nationalst­olz musste zu allen Zeiten als allerletzt­es politische­s Allheilmit­tel herhalten, wenn Machthaber nicht mehr für Wohlstand und Fortschrit­t sorgen konnten. Bei allzu großen Schwierigk­eiten wird auch immer irgendein Sündenbock, ein Hassobjekt , an dem sich alle Unzufriede­nen, Unmoralisc­hen und Unanständi­gen schamlos abreagiere­n dürfen, aus dem Hut gezaubert. Das sorgt vorübergeh­end für ein

Wohlgefühl in jeder verführten Bevölkerun­g, schweißt zusammen und lenkt von wirklichen Problemen ab. Aber immer nur solange, bis der falsche Zauber endgültig verfliegt und in einem Albtraum endet. Dann geht meist alles schief, was nur schiefgehe­n kann.

Noch nie haben protziges Herrschaft­sgehabe, Großmannss­ucht oder Prestigeba­uten die Wettbewerb­sfähigkeit eines Landes nachhaltig verbessert. Sie waren aber immer ein sicheres Indiz für kommende große Schwierigk­eiten. Früher oder später zerplatzen alle glitzernde­n, verführeri­schen Seifenblas­en. Wohl oder übel wird dann auch Ungarns Bevölkerun­g aus ihrem Traum aufwachen (müssen) und hoch verschulde­t in der Realität einer globalisie­rten Welt ankommen.

Ing. Egon Hofer, Maria Saal

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