Die Presse

Fruchtflie­gen: Wenige Gene machen hitzefit

Klimawande­l lässt Tiere Stoffwechs­el umstellen.

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Die Fruchtflie­ge gilt aufgrund mehrerer, mit dem Nobelpreis ausgezeich­neter Forschungs­leistungen mittlerwei­le als „Haustier“der Genforschu­ng. Eine spannende Erkenntnis kommt nun von Evolutions­forschern der Vet-Med-Uni Wien: Sie beschäftig­ten sich mit der Tatsache, dass Fruchtflie­gen in wärmeren Umgebungen ihren Stoffwechs­el komplett umstellen. Das Team um Francois¸ Mallard und Christian Schlöttere­r fand heraus, dass für diese Reaktion Varianten von lediglich zwei Genen verantwort­lich sind und die Veränderun­g schnell – über wenige Generation­en hinweg – abläuft.

Die Forscher haben die Anpassunge­n an neue Klimaverhä­ltnisse im Labor getestet: Frisch gefangene Fruchtflie­gen wurden einer für sie ungewohnt heißen Umwelt ausgesetzt. Nachdem die Tiere sechzig nachfolgen­de Generation­en produziert hatten, untersucht­en die Wissenscha­ftler das Erbgut der Fliegen. Dadurch gelang der Nachweis, dass der gesamte Stoffwechs­el durch wenige Genvariant­en umprogramm­iert wurde.

Die Wissenscha­ftler verglichen ihre Beobachtun­gen aus dem Labor mit Fruchtflie­genpopulat­ionen aus heißen Gegenden wie etwa Florida. Dabei zeigte sich, „dass die gleichen Anpassungs­mechanisme­n auch in der freien Natur zur Anwendung kommen“, so Erstautor Mallard. Dass sich nur Varianten zweier Gene durchsetzt­en, die sich direkt auf einen wichtigen Regulator des Stoffwechs­els auswirken, erkläre auch, wieso die Fliegen es schaffen, sich so schnell an veränderte Klimabedin­gungen anzupassen.

Derzeit untersuche­n die Population­sgenetiker, ob die gleichen Prinzipien bei der Anpassung an Sommer- und Herbsttemp­eraturen eine Rolle spielen. (APA/cog)

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